REUTLINGEN. Die Medikamente sind sicher. So kann man die Aussage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach seinem Gespräch mit Ärzten, Apothekern und der Pharmabranche kurz zusammenfassen. Und wie beim Renten-Spruch des ehemaligen Arbeitsministers Norbert Blüm bestehen auch hier Zweifel. Zwar hat der Bundestag schon im Juli das Gesetz gegen den Medikamentenmangel verabschiedet. Doch Wunderheilungen gibt es keine.
Es ist noch nicht einmal einen Monat her, als Kinderärzte aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz in einem Brandbrief ihre Sorge vor einem erneuten Medikamentenengpass zum Ausdruck brachten. Zwar haben Pharmaunternehmen damit begonnen, Vorräte anzulegen. Dennoch bleibt das grundlegende Problem, gegen das Lauterbach als deutscher Minister allein nur wenig ausrichten kann: Europa ist abhängig von Arzneimitteln aus Fernost. Medikamente in der EU herzustellen und zu verkaufen, rechnet sich für die Pharmaunternehmen nicht. Daher verlagern sie die Herstellung in Länder wie China und Indien. Doch Lieferketten sind instabil. Und wer beobachtet, wie China seine wirtschaftliche Macht für politische Interessen einsetzt, weiß, dass sich die EU erpressbar macht.
Es hilft wenig, wenn Deutschland allein versucht, den Medikamentenmarkt in den Griff zu bekommen. Es braucht ein EU-weites Vorgehen. Immerhin hat man das Problem in Brüssel erkannt und versucht unter anderem Lieferketten zu diversifizieren. Doch innerhalb eines Jahres ist solch ein Großprojekt kaum zu bewältigen. Deshalb müssen sich Eltern wohl auch diesen Winter auf Medikamentenjagd begeben.