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EU-Entscheidung macht Umgang mit dem Wolf nicht leichter

Die EU hat den Abschuss von Wölfen erleichtert. Das ist ein wichtiger Schritt in Sachen Bürokratieabbau. Doch den generellen Umgang mit dem Raubtier macht die Entscheidung nicht leichter, kommentiert GEA-Nachrichten-Chef David Drenovak.

Das EU-Parlament hat den Weg für mehr Wolf-Abschüsse frei gemacht.
Das EU-Parlament hat den Weg für mehr Wolf-Abschüsse frei gemacht. Foto: Foto: Weißbrod/dpa
Das EU-Parlament hat den Weg für mehr Wolf-Abschüsse frei gemacht.
Foto: Foto: Weißbrod/dpa

REUTLINGEN. Die Entscheidung der Europaabgeordneten zum Schutzstatus des Wolfs in der EU ist vernünftig und zeitgemäß. Denn sie ist ein wichtiger Schritt in Sachen Bürokratieabbau und erlaubt den Ländern, Richtlinien zu schaffen, die im Ernstfall schnelles Handeln ermöglichen. Ferner können sich Tierhalter und Tierschützer zumindest bei diesem Thema wieder leichter annähern. Eine Generallösung bietet die Entscheidung aber nicht.

Als Erstes war in der vergangenen Woche ein gewisses Aufatmen bei den Tierhaltern zu vernehmen. Haben doch diese nun die Hoffnung, dass ein schneller Abschuss sie rasch und nachhaltig von ihren Problemwölfen befreit. Da zumindest hierzulande der Naturschutz aber immer noch eine gewichtige Rolle spielt, zeigten sich auch die Wolfsbefürworter genügend gehört. Denn der gesenkte Schutzstatus ist gleichermaßen kein Freifahrtschein, den Wolf erneut an den Rand der Ausrottung zu bringen. Wie genau die Tiere in die Bundesgesetzgebung eingegliedert werden, bleibt vorerst noch abzuwarten.

Generell sollte der Gesetzgeber einen Mittelweg zwischen den Wünschen der verschiedenen Interessengruppen und nicht zuletzt dem Wohl der Tiere finden. Das gelingt nur, wenn er sich auf wissenschaftliche und ökologische Fakten konzentriert. Lautstarke Angstmache und ein Ungleichgewicht in egal welche Richtung machen eine dauerhafte Lösung für den Fortbestand der Wölfe in der europäischen Kulturlandschaft zunichte. Wohl wissend, dass die Integration eines Spitzenprädators in die immer kleiner werdenden Lebensräume einer modernen Welt einen stetigen Balanceakt darstellt. Damit ist und bleibt der Wolf besonders in Deutschland ein Dauerthema, welches mit einer einzigen Entscheidung sicher nicht ad acta gelegt werden kann. Wie jedes Mal, wenn es um Lebewesen und deren Entwicklung geht, muss immer wieder neu geprüft, bewertet und entschieden werden.

david.drenovak@gea.de