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Energieabhängigkeit Deutschlands: Die Versäumnisse rächen sich jetzt

Frans Timmermans
Frans Timmermans, geschäftsführender Vizepräsident der Europäischen Kommission, will, dass die EU bei der Energieversorgung unabhängiger wird. Foto: Julien Warnand
Frans Timmermans, geschäftsführender Vizepräsident der Europäischen Kommission, will, dass die EU bei der Energieversorgung unabhängiger wird.
Foto: Julien Warnand

Wer sieht und liest, was die russischen Truppen den Menschen in der Ukraine antun, den ergreift nicht nur Trauer. Den packt auch die Wut. Die Konsequenz ist klar: Der Kremlherrscher Wladimir Putin und seine Schergen müssen so schnell wie möglich gestoppt werden. Die Frage ist nur: Wie? Militärisch dürfen Nato-Staaten nicht eingreifen, das würde die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation bis hin zum Atomkrieg heraufbeschwören. Was einen Wandel bewirken könnte, sind vor allem Wirtschaftssanktionen. Viel wurde schon unternommen. Aber noch immer kauft Deutschland dem Diktator in Moskau Erdgas, Öl und Kohle ab und finanziert so seine Untaten. Das ist angesichts all des Leids moralisch höchst fragwürdig.

Deutschland hat es sich mit fossiler Energie aus Russland in den vergangenen Jahren allzu bequem gemacht. Jetzt rächt sich, dass die bisherigen Bundesregierungen den auch wegen des Klimas gebotenen Schwenk hin zu erneuerbaren Energien noch nicht einmal halbherzig vollzogen haben. Nun mahnt nicht nur Fridays for Future zu Eile, sondern auch die sicherheitspolitische Vernunft.

Die Frage ist, ob Deutschland bis zum nächsten Winter so weit auf alternative Energien und alternative Lieferanten umsteuern kann, um Putin kein Geld mehr zahlen zu müssen. Die Aussagen der Experten klingen da nicht gerade beruhigend. Auf wohlige Wärme könnte man zur Not eine Weile verzichten. Auch jetzt schon. Aber wird es damit sein Bewenden haben? Und wie viel teurer wird das Leben noch? Der ärmere Teil der Bevölkerung wird staatliche Hilfe brauchen. Die Aussichten erscheinen nicht gerade rosig, sie sind hierzulande aber im Vergleich zur Ukraine noch gold.

emanuel.schuerer@gea.de