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Endlich auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt

Nach langer Wartezeit hat’s nun geklappt. Die neuen Gastrobeschicker bringen neue Spezialitäten mit

Trüffel steht im Mittelpunkt: Uli und Corinna Maute mit Florian Kaspar.  FOTO: HAASIS
Trüffel steht im Mittelpunkt: Uli und Corinna Maute mit Florian Kaspar. FOTO: HAASIS
Trüffel steht im Mittelpunkt: Uli und Corinna Maute mit Florian Kaspar. FOTO: HAASIS

STUTTGART. Arno Kaul ist ziemlich glücklich – wie alle anderen Neuzugänge auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Über Jahre hinweg hat er Bewerbungen eingereicht, dieses Mal hatte sie endlich Erfolg. »Der Weihnachtsmarkt macht einfach Bock«, sagt der Betreiber des Biergartens Dock Snyder am Stuttgarter Max-Eyth-See. Er ist einer von neun Be-schickern, die bei der Traditionsveranstaltung im Gastrobereich Premiere feiern. Dock Snyder Winderedition heißt sein Stand, für den er »eine Stange Geld« investierte. Denn Arno Kaul ist gekommen, um »hoffentlich zu bleiben«. Auch Gina Dreeßen hat sich für ihren ersten eigenen Auftritt ganz schön ins Zeug gelegt: Auf dem Dach ihres Häuschens winkt eine Waffel und klimpert mit den Wimpern. Mit Trüffelnudeln, Ofenkartoffeln und heißen Wintersäften schafften es drei weitere Kollegen auf den Weihnachtsmarkt, der am Mittwoch begonnen hat.

Bratwurst mit Wild

Dank Arno Kaul werden sich VfB-Fans auf dem Marktplatz wie bei einem Heimspiel fühlen. Denn der 37-Jährige betreibt neben seinem Biergarten auch einen Imbisswagen beim Stadion. Und seine Cannstatter Wurst brät er jetzt auch auf dem Weihnachtsmarkt. Überhaupt versucht er möglichst regionale Produkte anzubieten. Eine Bratwurst mit Wild aus dem Schurwald legt er auf den Grill, roten Glühwein vom Remstaler Winzer Wolfgang Haidle und weißen von der Zaißerei in Stuttgart-Münster sowie Glühmost mit den Äpfeln von der eigenen Streuobstwiese schenkt er aus. Eine selbst gemachte vegane Falafel-Wurst hat er außerdem im Programm. Für seinen »einzigartigen Stand« mit offenem Dachstuhl hat der studierte Hotel- und Restaurantmanager gegenüber von der Buchhandlung gleich zum Start einen guten Platz. »Wir freuen uns mega, dass wir die Zusage bekommen haben«, sagt Arno Kaul.

Mit Uli Maute hat es ein weiteres »Stuttgarter Kind« unter die Beschicker geschafft. »Es ist einer der besonders schönen Weihnachtsmärkte und hat mich immer fasziniert«, sagt der 60-Jährige. In Ditzingen führte der Konditormeister ein Café und eine Konditorei – bis er den Betrieb vor zwei Jahren verkaufte. Schon früher bewarb er sich immer wieder »mit innovativen Ideen« als Beschicker für den Weihnachtsmarkt, dieses Jahr zündete sie: Pasta aus dem Parmesanlaib mit schwarzen oder weißen Trüffeln serviert er auf dem Marktplatz. Produkte wie Trüffelsalz und Trüffelöl verkauft er dazu sowie seine persönliche Spezialität, die Trüffelpralinen. Durch seine Schokokugeln, die eigentlich ohne den Edelpilz hergestellt werden, hatte er die Eingebung für den »Trüffelfreunde«-Stand. Auf dem Weihnachtsmarkt bietet er die klassische Version ohne und erstmals eine mit echten Trüffeln an. »Die Freude ist riesengroß, dass wir dabei sein können«, sagt er. Uli Maute schätzt den Kontakt mit den vielen Menschen in den Wochen bis zum 23. Dezember. »Aber es ist auch eine Herausforderung«, weiß er.

Marion Kneer kann immerhin von der Schausteller-Erfahrung ihres Mannes zehren, der seit rund 15 Jahren Socken auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Dieses Jahr wird die Familie aus Gruibingen mit drei Ständen vertreten sein: Sie ist mit ihren Ofenkartoffeln beim Veranstalter in.Stuttgart gelandet, ihr Sohn Luis mit seinen Wintersäften. Statt Wurst oder Pommes wollte die 58-Jährige etwas »Warmes und Gesundes« auf den Schillerplatz bringen. Mit Sour Cream, Lachs, Chili mit und ohne Carne sowie Raclette-Käse kombiniert die 58-Jährige ihre Kartoffeln. Frisch angesetzten Glühwein bezieht sie von den Fellbacher Weingärtnern. Dafür hat sie sich einen Sechs-Meter-Stand zugelegt mitsamt der Küchenausrüstung. »Es soll keine Eintagsfliege werden«, sagt Marion Kneer. Orangensaft mit Ingwer, Sauerkirsch- oder Holunder-Cranberry-Saft mit winterlichen Noten schenkt ihr 26-jähriger Sohn aus, der in Stuttgart Fahrzeug- und Motorentechnik studiert. »Wir sind superhappy«, sagt seine Mutter über die gemeinsame Premiere.

Winkende Waffel

Gina Dreßen nimmt das Familienerbe ebenfalls ernst. Die Wurstbude ihrer Mutter Claudia Weeber ist schon zweimal zum schönsten Stand des Weihnachtsmarktes gekürt worden, ihr Vater Armin ist seit 20 Jahren dabei. Für ihren Einstieg in das Marktgeschehen bestellte sie eine Dekowaffel von einem Figurenbauer, der für den Europapark tätig ist. »Es gibt viel Konkurrenz«, sagt sie, »und wir haben uns entschieden, alles zu investieren, was geht.« Der Stand mit dem zweideutigen Namen »An der Waffel« ist nur für den Einsatz beim Weihnachtsmarkt gemacht, im Sommer sind sie und ihr Mann Mawerick mit einem Karussell unterwegs. Die 23-Jährige hatte mal eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau begonnen, aber es zog sie auf die Feste und Märkte zurück. »Bei uns ist immer etwas los«, sagt Gina Dreeßen. Waffeln am Stiel sowie belgische Waffeln mit verschiedenen Toppings und Natas, ein portugiesisches Gebäck, bereitet sie auf dem Marktplatz gegenüber vom Rathaus zu. Zur Premiere gibt sie den ersten 100 Besuchern eine kostenlose Kostprobe aus. (GEA)