Endlich – es ist so weit. Fast alle Corona-Maßnahmen fallen von Sonntag an. Willkommen zurück in der Normalität? Nein, so weit sind wir noch nicht ganz. Ein Freedom Day? Nein, unsere Freiheit haben wir erst ganz wieder zurück – zumindest in medizinischer Hinsicht – wenn das Coronavirus nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Und danach sieht es momentan noch nicht aus. Im Herbst wird Covid wieder fröhliche Urständ feiern.
Dennoch ist es richtig, die Maßnahmen auf der ganzen Linie zu lockern. Ja, auch wenn sich die Inzidenzen noch deutlich im vierstelligen Bereich bewegen und wir sogar die Zahl 50 schon mal als bedrohlich empfunden haben. Der jetzt vollzogene Schritt ist der einzig richtige. Inzidenzen dürfen nicht mehr die entscheidende Rolle spielen, sagen Virologen schon seit Wochen unisono. Weil Omikron zwar sehr ansteckend ist, aber nur in Ausnahmefällen einen schweren Krankheitsverlauf nach sich zieht. Ein Kollaps des Gesundheitssystems droht nicht mehr – das jedoch war die Rechtfertigung dafür, die Freiheitsrechte der Menschen massiv einzuschränken.
Ganz aber ist die Gefahr noch nicht gebannt. Mit der Freiheit, die wir zurückbekommen, geht auch ein Mehr an Selbstverantwortung einher. Auch wenn es keine Maskenpflicht mehr gibt, so dürfen wir die ungeliebten Dinger etwa in geschlossenen Räumen doch freiwillig weiter tragen, wie Mediziner empfehlen. Wir müssen nicht alles, was jetzt erlaubt ist, auch wirklich machen. Neulich waren 70 000 Menschen ohne Masken in der Mercedes-Benz-Arena, mögen Kritiker einwenden. Nun – nicht immer sind politische Entscheidungen Sternstunden der Vernunft. Zeigen wir, dass wir es besser können.