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Emmanuel Macron: Erster Staatsbesuch Frankreichs seit 24 Jahren

Drei Tage lang wird der französische Staatschef Emmanuel Macron in Deutschland sein.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird nicht das beste Verhältnis nachgesagt. Nä
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird nicht das beste Verhältnis nachgesagt. Nächste Woche treffen sie sich wieder zu Gesprächen in Berlin. FOTO: SOEDER/DPA
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird nicht das beste Verhältnis nachgesagt. Nächste Woche treffen sie sich wieder zu Gesprächen in Berlin. FOTO: SOEDER/DPA

BERLIN. Der französische Staatschef Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte werden es am Sonntag in Berlin nicht ganz leicht haben. Das Regierungsviertel ist komplett verstopft mit Aufbauten für die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes. Darüber hinaus geht zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule seit Tagen nichts mehr, weil dort in Erwartung der Fußball-Europameisterschaft die Fanmeile errichtet wird. Die Hindernisse stehen beispielhaft für die deutsch-französischen Beziehungen, denn die sind alles andere als gradlinig. Macrons Staatsbesuch soll das ändern.

Bei den vielen Besuchen französischer Präsidenten in Berlin mag es ein wenig verwundern, dass dieser Staatsbesuch der erste seit 24 Jahren ist. Zuletzt besuchte Jacques Chirac in diesem großen Format im Jahr 2000 die deutsche Hauptstadt. Macron sollte im vergangenen Jahr zum Staatsbesuch kommen, alles war vorbereitet. Doch der Tod eines 17-Jährigen, der bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde, löste heftige Unruhen in seinem Land aus. Der Franzose sagte den Besuch ab.

»Geht wählen – für Europa«

Nun also die Neuauflage des Staatsbesuchs, der am Sonntag beginnt, drei Tage dauern soll und sich nicht nur auf Berlin, sondern auch auf Dresden und Münster erstreckt. Das Ehepaar Macron landet Sonntagsmittags in Berlin, erster offizieller Programmpunkt danach ist ein Bühnengespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Demokratiefest. Was sich zunächst ein wenig nach protokollarischer Langeweile anhört, hat einen besonderen Hintergrund.

Steinmeier hat, so heißt es aus dem Schloss Bellevue, Macron bewusst als einzigen Gast zum »Geburtstag der Republik« eingeladen. 35 Jahre Mauerfall, 75 Jahre Grundgesetz – es hätte in der Tat Gründe gegeben, mehr als nur einen europäischen Partner einzuladen. Doch Steinmeier weiß natürlich um die Funkstörungen zwischen Berlin und Paris. Er weiß darüber hinaus aber auch, dass es Frankreich und Deutschland in der Vergangenheit immer wieder irgendwie hinbekommen haben – wenn denn die nötigen Bemühungen zur Stärkung der bilateralen Beziehungen vorangetrieben wurden. In diesem Sinne ist die gezielte Einladung zu verstehen. Als Symbol, das der Bundespräsident setzen will. Der Besuch des Demokratiefestes ist dem offiziellen Beginn des Staatsbesuchs, also der Begrüßung mit militärischen Ehren, bewusst vorangestellt, um die Bedeutung zu untermauern. Es ist dies eine der protokollarischen Finessen, die sich Normalbürgern nicht auf den ersten Blick erschließen.

Die zweite Botschaft, die von diesem Besuch ausgehen soll: »Geht wählen für Europa.« Man wolle, heißt es aus dem Präsidialamt, gemeinsam »als deutsch-französisches Team« für die Europawahl in zwei Wochen werben. Es gebe da eine gemeinsame politische Verantwortung für das europäische Haus. Der gerecht zu werden, dient das weitere Programm, das aus der Berliner Blase herausführt.

Macron reist am Montag in den Osten, der »Mitte Europas«, wie in deutschen Kreisen sekundiert wird. Zunächst geht es nach Dresden, auf dem Programm steht unter anderem ein »gemeinsames Mittagessen mit Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Bevölkerung«.

»Wir werben als deutsch- französisches Team«

Was dort kredenzt wird, ist bis zur Tischrede praktisch Staatsgeheimnis. So viel aber: Das Rezept zu einem der vielen Essen während dieses Staatsbesuchs soll zum Nachkochen auf der Internetseite des Bundespräsidenten veröffentlicht werden. In der Dresdner Frauenkirche hält der französische Präsident eine Rede, am Dienstagmorgen reist er nach Münster weiter, die Symbolik zieht mit ihm.

Der Franzose bekommt dort den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens verliehen, weil er »mit seiner pro-europäischen Politik Frieden in Zeiten des Krieges« stiftet, wie es in der Jurybegründung heißt. Ihm gelinge es, »trotz schwerer Verwerfungen mit der russischen Führung den Gesprächsdialog aufrechtzuerhalten und damit im Sinne des westfälischen Friedensschlusses von 1648 zu handeln«.

Anschließend geht es zurück nach Berlin, der Regierungschef löst sich aus dem Format des Staatsbesuchs, nicht aber aus der großen Klammer dieser Reise. Auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung, kommt unter der Leitung von Kanzler Olaf Scholz und Macron der Deutsch-Französische Ministerrat zusammen. Kabinettsmitglieder beider Länder sind dabei, es wird ebenfalls um die Stärkung der bilateralen Beziehungen gehen. Womöglich steht Meseberg für eine andere Symbolik. Der kleine brandenburgische Ort ist eine gute Autostunde von Berlin entfernt, Hindernisse gibt es dort keine. (GEA)