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Aktuell Kommentar

Eine unbequeme Wahrheit

Klimaschutz bedeutet Verzicht. Doch dafür ist die Bevölkerung nicht bereit, analysiert GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Im Verkehr wurden die Klimaziele verfehlt.
Im Verkehr wurden die Klimaziele verfehlt. Foto: Soeren Stache/dpa/Soeren Stache/dpa
Im Verkehr wurden die Klimaziele verfehlt.
Foto: Soeren Stache/dpa/Soeren Stache/dpa

REUTLINGEN. Die Klimaexperten haben eine gute und eine schlechte Nachricht für Deutschland: Die gute Nachricht ist, dass die Emissionsziele in diesem Jahr erreicht werden. Die schlechte Nachricht ist, dass dies vor allem der Wirtschaftskrise zu verdanken ist. Strukturell wurden vor allem in den Sektoren Gebäude und Verkehr die Ziele verfehlt.

Das Gutachten birgt eine bittere Wahrheit, die ungern ausgesprochen wird: Wirtschaftswachstum gefährdet die Klimaziele. Umgekehrt gefährden rigorose Klimaschutzmaßnahmen das Wirtschaftswachstum. Am schmerzhaftesten sind Veränderungen in den Bereichen Gebäude und Verkehr, denn dort bedeutet Klimaschutz vor allem eines: Verzicht. Wer auf dem Dorf gebaut hat, dem bleibt oft nur das Auto, um zur Arbeit zu pendeln. Andererseits ist Wohnraum in den Städten für Familien oft unbezahlbar.

Die Politik sollte mit den Bürgern eine ehrliche Debatte darüber führen, zu welchen Opfern die Landbevölkerung für den Klimaschutz bereit ist. Ein Aussterben der Dörfer, um den Pendelverkehr in die Städte zu reduzieren? Ein Verlust der Arbeitsplätze in der Autoindustrie, weil das Verbrenner-Aus politisch gewollt ist? Eine demokratische Mehrheit in der Bevölkerung für eine Deindustrialisierung Deutschlands zugunsten des Klimaschutzes ist derzeit unwahrscheinlich. Das ist wohl auch der Grund, warum das Thema im Koalitionsvertrag kaum vorkommt.

martin.zimmermann@gea.de