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Aktuell Kommentar

Eine brüchige Waffenruhe in Nahost

Erleichterung ist angebracht, doch der Weg von der Waffenruhe zu echtem Frieden ist noch weit, kommentiert GEA-Politikredakteur Oliver Jirosch.

Geflüchtete kehren aus Syrien in den Libanon zurück, nachdem zwischen Israel und der Hisbollah eine Waffenruhe geschlossen wurde
Geflüchtete kehren aus Syrien in den Libanon zurück, nachdem zwischen Israel und der Hisbollah eine Waffenruhe geschlossen wurde. Foto: Hassan Ammar/dpa
Geflüchtete kehren aus Syrien in den Libanon zurück, nachdem zwischen Israel und der Hisbollah eine Waffenruhe geschlossen wurde.
Foto: Hassan Ammar/dpa

REUTLINGEN. Die Erleichterung ist groß. Auf der ganzen Welt. Nach über einem Jahr Dauerbeschuss, Bombardierung, Zerstörung und tausenden Toten, Verletzten und Verstümmelten haben sich Israel und die Hisbollah im Libanon auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Erleichterung ist verständlich, doch ob es schon Hoffnung gibt auf einen länger anhaltenden Frieden ist fraglich. Schließlich waren die Ursachen für die jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen keine aktuellen, sondern Jahrzehnte lang andauernde Anfeindungen.

Israel und die Hisbollah haben sich zunächst auf eine nur 6o Tage andauernde Waffenruhe geeinigt. Das könnte bedeuten, dass die Hisbollah diese Zeit nutzt, um Wunden zu lecken und sich neu aufzumunitionieren. Um nach Ende der Frist die seit Jahrzehnten andauernden Feindseligkeiten mit Waffengewalt fortzuführen. Auch in Israel gab es Stimmen von Politikern am rechten Rand, die sich gegen eine Waffenruhe aussprachen, weil damit eine »historische Chance, die Hisbollah endgültig zu zerschlagen« vergeben werde.

Es ist also eine überaus brüchige Waffenruhe, und noch scheint die Wahrscheinlichkeit größer, dass es danach weitergeht wie zuvor, als dass aus den 60 friedlichen Tagen ein dauerhafter Friede erwächst. Damit das zarte Pflänzchen Hoffnung dennoch am Leben gehalten wird, scheint es sinnvoll, dass eine UN-Mission darüber wacht, dass die Abmachungen eingehalten werden. Die UN-Truppen sollten an den Grenzgebieten den Rückzug der Truppen sowie das Schweigen der Waffen kontrollieren. Bei Verstößen müssten Sanktionen drohen. Und wenn es dann gelingt, die Waffenruhe über die vereinbarten 60 Tage hinaus auszudehnen, besteht Hoffnung, dass auch Israel und die Hamas aufhören, sich zu beschießen. Denn bei aller tief sitzender Feindschaft - die Menschen in der Region sehnen sich wieder nach Frieden.

oliver.jirosch@gea.de