VON BETTINA JEHNE
Vom Hoffnungsträger zum Wahlverlierer zum Problemfall: Wie schnell man im Leben absteigen kann, zeigt der Fall Dieter Althaus. Der 51-Jährige hat sich dabei selbst in diese Lage manövriert: Zuletzt durch seinen Rücktritt, der eher einer Flucht glich; und jetzt durch seine für alle überraschende Rückkehr in die Erfurter Staatskanzlei mit der Begründung, seinen Ministerpräsidenten-Job bis zur Wahl eines Nachfolgers zu Ende bringen zu wollen. Dabei haben längst andere die Amtsgeschäfte übernommen.
Die Konkurrenz lacht sich angesichts des Machtkampfs in der thüringischen CDU ins Fäustchen. Besonders den Linken kommt die buchstäbliche Kopflosigkeit der Konservativen entgegen: Die CDU empfiehlt sich damit bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen nicht unbedingt als verlässlicher Partner für die SPD, womit Rot-Rot-Grün wieder wahrscheinlicher wird.
Es ist kein Geheimnis, dass das Personal der CDU unter dem dominanten Chef Althaus gekuscht und wenig Rückgrat gezeigt hat. Umso erstaunlicher, mit welchem Selbstbewusstsein nun die Damen Diezel und Lieberknecht die Führungsposten für sich beanspruchen. Das hätte man sich schon im Januar gewünscht! Stattdessen schickte die CDU den nach seinem Skiunfall angeschlagenen Althaus in den Wahlkampf, weil man glaubte, es ohne ihn nicht zu schaffen. Seit der Landtagswahl ist klar, dass man es nur ohne ihn schafft. Der Machtmensch Althaus will das nicht wahrhaben. Somit wird aus dem Problemfall Althaus auch noch eine tragische Figur.
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