REUTLINGEN. Die deutsche Wirtschaft ist wider Erwarten im dritten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorjahr gewachsen. Die hohen Tarifabschlüsse, die in einigen Branchen erzielt wurden, sorgen dafür, dass das Geld bei einigen Bürgern wieder etwas lockerer sitzt. Das kurbelt den privaten Konsum an, eine der wichtigsten Stützen der Volkswirtschaft. Wer aber bereits an eine Trendwende glaubt, die aus der Phase der Rezession hinausführt, der freut sich wohl zu früh.
Dämpfer durch gestiegene Inflation und Stellenabbau
Parallel zu den gestiegenen Konsumausgaben hat auch die Inflation im Oktober wieder zugelegt. Auch hier spielen die hohen Tarifabschlüsse eine Rolle, die besonders im Dienstleistungssektor und in der Lebensmittelbranche die Preise nach oben treiben. Das könnte dem zarten Pflänzchen der erwachenden Konsumfreude schon wieder einen Dämpfer verpassen. Zudem steht die Industrie derzeit stark unter Druck - insbesondere die Automobilbranche. Unternehmen bauen Zehntausende Stellen ab und verlagern Investitionen ins Ausland. Das sorgt für weitere Verunsicherung.
Keine einheitliche Strategie der Regierung
Die schwächelnde Wirtschaft in China trägt natürlich einen bedeutenden Anteil an der kriselnden Weltkonjunktur. Und über allem hängt das Damokles-Schwert der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Einige Probleme wie die überbordende Bürokratie und die hohen Energiekosten sind jedoch hausgemacht. Hinzu kommen die Herausforderungen der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Die zerstrittene Ampel-Regierung scheint jedoch nicht in der Lage oder willens zu sein, eine einheitliche Strategie zu entwickeln, um diese Probleme zu lösen. Während die FDP sich unter Verweis auf Haushaltslage und Schuldenbremse jedem Lösungsansatz verweigert, will Wirtschaftsminister Habeck ein Hunderte Milliarden schweres Sondervermögen aufnehmen, ohne einen konkreten Plan, wie das viele Geld sinnvoll eingesetzt werden kann. So kann Wirtschaftspolitik nicht gelingen.