Logo
Aktuell Rüstung

Deutsche Leoparden lahmen in der Ukraine

Nach Berichten über mangelnde Einsatzfähigkeit der Panzer fordern Grüne und Opposition rasches Handeln

Es mangelt an Ersatzteilen für Leopard-2-Panzer in der Ukraine.  FOTO: WELSCHER/DPA
Es mangelt an Ersatzteilen für Leopard-2-Panzer in der Ukraine. FOTO: WELSCHER/DPA
Es mangelt an Ersatzteilen für Leopard-2-Panzer in der Ukraine. FOTO: WELSCHER/DPA

BERLIN. Nur noch wenige der Leopard-2-Kampfpanzer, die Deutschland an die Ukraine geliefert hat, stehen für den Abwehrkampf gegen Russland zur Verfügung. Denn beschädigte oder verschlissene Komponenten können nicht schnell genug ersetzt werden. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter fordert deshalb von der Bundesregierung, »dass sie sich darum kümmert, dass die Versorgung mit Ersatzteilen deutlich besser wird.« Unserer Redaktion sagte Hofreiter: »Der Wille der großen Mehrheit im Parlament ist hier eindeutig und die Bundesregierung muss dies endlich erfolgreich umsetzen.«

Zuvor hatte Hofreiters Parteifreund Sebastian Schäfer unter dem Eindruck eines Besuchs in Litauen Alarm geschlagen. Dort befindet sich die Reparaturwerkstatt der Industrie, in der die hochmodernen Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6 gewartet und instandgesetzt werden, die im vergangenen März an die Ukraine übergeben wurden. Nach der Visite zusammen mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius schrieb Schäfer, der im Haushaltsausschuss für den Wehretat zuständig ist, einen Brandbrief an die beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei-Wegmann. »Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Anzahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden kann.«

Lange hatte sich die Bundesregierung gesträubt, der Ukraine mit deutschen Leopard-2-Kampfpanzern gegen den russischen Angriff zu helfen. Im Frühjahr wurden schließlich 18 Exemplare geliefert. Doch nun zeigt sich laut Schäfer, dass es um die Verfügbarkeit der Leos nicht gut bestellt ist. Neben Gefechtsschäden setzt den Panzern vor allem der unbarmherzige Dauerbetrieb zu, der Verschleiß ist hoch, es gibt Wartungsstau, hinzu kommen offenbar unsachgemäße Reparaturversuche durch die Ukrainer. Genauere Angaben zum Zustand der Leopard-Flotte sind aus Geheimhaltungsgründen nicht verfügbar.

Insgesamt fällt die vorläufige Bilanz des Einsatzes in den umkämpften ukrainischen Gebieten im Tenor der Experten gemischt aus. Den Kriegsverlauf zu Gunsten der Ukraine drehen konnten sie jedenfalls nicht, zumal ihre Zahl vergleichsweise klein ist. Für ihre Feuerkraft, Präzision und Manövrierfähigkeit werden sie aber von ukrainischen Militärs gelobt. Hervorgehoben wird stets, dass der Leopard 2 im Falle eines Treffers seiner Besatzung eine sehr hohe Überlebenschance bietet – im Gegensatz zu Panzern russischer Bauart, die übrigens auf beiden Seiten zum Einsatz kommen.

Die russische Panzer-Doktrin unterscheidet sich erheblich von der westlicher Streitkräfte. Moskau setzt auf Panzer, die vergleichsweise leicht und daher gerade in schwierigem Gelände und Matsch gut zu bewegen sind. Außerdem sind sie billiger und einfacher zu produzieren. Verluste von zahlreichen Fahrzeugen und deren Besatzung werden billigend in Kauf genommen.

Dagegen sind westliche Kampfpanzer wie der Leopard und vergleichbare US-amerikanische, britische oder französische Modelle technisch hockomplexe Maschinen, entsprechend schwer, teuer und wartungsintensiv. Der Abrams M-1-Kampfpanzer aus den USA etwa wird oft als »Diva« bezeichnet, die deutschen Leoparden gelten im Vergleich sogar noch als reparaturfreundlich. Ein kompletter Motortausch etwa ist in wenigen Stunden möglich. Doch allein der Transport in den Reparaturbetrieb nach Litauen sorgt für lange Verzögerungen.

Grünen-Politiker Schäfer fordert deshalb von Regierung und Rüstungsindustrie, die Ersatzteilversorgung zu verstärken und die Ukraine selbst mit einer Reparatureinrichtung auszustatten.

Hart mit der Bundesregierung ins Gericht geht die Opposition im Bundestag. Unions-Verteidigungspolitiker Florian Hahn (CSU) sagte: »Die fehlenden Leoparden zeigen, dass die bisher viel zu schleppende und lange nicht nachhaltige Unterstützung der Ukraine inzwischen fast ganz ausbleibt.« Mit ihrer zu zögerlichen und kraftlosen Politik überlasse die Ampel-Koalition die Ukraine ihrem Schicksal. In der Frage der Taurus-Raketen, die sich die Ukraine seit Monaten erfolglos von Deutschland wünscht, setze sich dies fort. (GEA)