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Aktuell Ernährung

Der mit dem Kühlschrank spricht

Landwirtschaftsminister Özdemir stellt einen Kühlschrank vor, der viele Fragen beantwortet

Ein sprechender Kühlschrank verrät in Berlin, welche Dinge man nebeneinander lagern kann.  FOTO: KLOSE/DPA
Ein sprechender Kühlschrank verrät in Berlin, welche Dinge man nebeneinander lagern kann. FOTO: KLOSE/DPA
Ein sprechender Kühlschrank verrät in Berlin, welche Dinge man nebeneinander lagern kann. FOTO: KLOSE/DPA

BERLIN. »Altbacken werden? Ohne mich«, sagt ein Kastenbrot im obersten Fach eines vier Meter hohen Kühlschranks im Berliner Park am Gleisdreieck. Jedes Jahr landen in Deutschland rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, 60 Prozent der Lebensmittelabfälle entstehen in privaten Haushalten. Viel Müll ist vermeidbar, sagt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Der Grünen-Politiker steht vor einem sprechenden Kühlschrank, der eigens für die Kampagne »Zu gut für die Tonne« konzipiert wurde. Der Nachbau kühlt nicht, informiert aber bestens.

Özdemir kommt bei sonnigen 30 Grad mit dem Rad zum Pressetermin und tritt ohne Jackett und mit hochgekrempelten Hemdärmeln vor die Journalisten. Lebensmittelverschwendung sei ein ernstes Thema, das alle Menschen ganz privat angehe, sagt er. Der XXL-Kühlschrank ist prall gefüllt mit konkreten Tipps, wie Lebensmittel richtig gelagert werden. »Ich habe auch selbst viel gelernt. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass sich Zwiebeln und Kartoffeln nicht vertragen«, sagt der Minister.

Milchkarton schwitzt in der Kühlschranktür

Was gehört wo in den Kühlschrank? Per Knopfdruck unterhalten sich die Lebensmittel im Riesen-Kühlschrank. Apfel und Blaubeere etwa beschweren sich, weil sie, wenn zu nah beieinander aufbewahrt, matschig werden. Frischkäse und Hackfleisch erklären in einem hitzigen Zwiegespräch den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum. Ein überdimensionierter Milchkarton schwitzt in der Kühlschranktür.

Der richtige Umgang mit Lebensmitteln sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, sagt Özdemir. Außerdem sei es ein Zeichen des Respekts für Landwirte und »nicht zuletzt gut für den Geldbeutel«. Der schwäbische Bundespolitiker verrät, dass er immer mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt geht, um sich »nicht vom großen Angebot ablenken zu lassen«. Die drei wichtigsten Tipps gegen Lebensmittelverschwendung zu Hause sind laut Ernährungsministerium nämlich: gut planen, passend lagern und Reste verwerten.

Passanten auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen

Die Verbraucherzentrale unterstützt die Initiative des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Der interaktive Kühlschrank wird nach Berlin jeweils für einige Tage in neun weiteren Städten stehen und Passanten auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Als einzige Station in Süddeutschland macht der Kühlschrank vom 8. bis zum 11. Oktober in Nürnberg Halt. »Aber wir nehmen noch Anmeldungen für die bundesweite Mitmach-Aktion an«, sagt Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Berliner Verbraucherzentrale. Die Aktionswoche findet vom 29. September bis zum 6. Oktober statt. Privatpersonen, Unternehmen und Vereine können dabei mit eigenen Aktionen auf nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln hinweisen.

»Das ist Respekt für die Landwirte und gut für den Geldbeutel«

Der Infokühlschrank sei ein Zeichen an die Menschen, die »sowieso behaupten, der Özdemir würde heimlich in ihrem Kühlschrank sitzen und auf ihr Essen schauen«, sagt der Landwirtschaftsminister scherzhaft. Damit spricht er das geplante Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel an. Özdemir möchte an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz per Gesetz eindämmen. Der erste Entwurf aus dem Ernährungsministerium, für den es viel Kritik aus der Lebensmittelwirtschaft, der Opposition und auch der FDP gab, sei gründlich überarbeitet, die Beratungen zum neuen Vorschlag dauerten noch an. Am Werbeverbot für Süßigkeiten hält der Grünen-Politiker fest. Für Eltern sei es »ein wahnsinniger Stress, wenn du ständig mit Werbung konfrontiert wirst, die sich gezielt an Kinder richtet.« Das Verbot sei ein weiterer, wichtiger Baustein, der dazu beitragen soll, einen ungesunden Lebensstil zu reduzieren. (GEA)