REUTLINGEN. Die AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) ist vom Verfassungsschutz als »gesichert rechtsextrem« eingestuft. Die AfD-Spitze fürchtet offenbar ein Verbot und will die bisher recht unabhängige Organisation stärker in die Partei einbinden, indem alle AfD-Mitglieder unter 35 Jahren automatisch Mitglieder der JA werden und umgekehrt alle JA-Mitglieder auch AfD-Mitglieder sein müssen. Das ist bisher bei der SPD und den Jusos so, allerdings nicht bei der CDU und der Jungen Union.
Eine Nachwuchsorganisation, die der Mutterpartei zu extremistisch und zu radikal wird, gab es in Deutschland schon einmal. 1960 schloss die SPD ihre bisherige Hochschulorganisation, den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) aus und gründete den Sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB) als neue Hochschulorganisation. Ein Jahr später folgte der Unvereinbarkeitsbeschluss der Mitgliedschaften von SPD und SDS. In der Folge entwickelte sich die SPD unter Willy Brandt in Richtung Mitte und schmiedete 1966 eine Große Koalition mit der CDU unter Kurt Georg Kiesinger. Der SDS mit Leitfiguren wie Rudi Dutschke versank in der linksextremen Bedeutungslosigkeit der außerparlamentarischen Opposition und löste sich 1970 auf.
Selbst wenn die AfD ihre radikale Jugendorganisation abspaltet, ist eine Entwicklung der Partei in Richtung Koalitionsfähigkeit mit der CDU - analog zur SPD unter Willy Brandt - nicht zu erwarten. Denn bisher hat sich die AfD mit jeder Spaltung radikalisiert und war damit bei Wahlen erfolgreich. Zwar hat sich der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte »Flügel« aufgelöst, doch haben seine Mitglieder - wie Björn Höcke - die Partei übernommen. Ausgetreten sind bei der AfD bisher immer die Moderaten, nicht die Radikalen.