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Aktuell Kabinett

Das sind die neuen Unionsminister

CDU und CSU präsentieren einige Quereinsteiger aus der Wirtschaft und Überraschungskandidaten

Friedrich Merz stellte seine Minister bei einem kleinen Parteitag in Berlin vor.  FOTO: KAPPELER/DPA
Friedrich Merz stellte seine Minister bei einem kleinen Parteitag in Berlin vor. FOTO: KAPPELER/DPA
Friedrich Merz stellte seine Minister bei einem kleinen Parteitag in Berlin vor. FOTO: KAPPELER/DPA

BERLIN. Zwei Seiteneinsteiger aus der Wirtschaft, mehrere bislang unbekannte Fachpolitiker: Friedrich Merz und Markus Söder überraschen mit einigen ihrer Personalentscheidungen. Die SPD stellt ihre Ministerinnen und Minister erst am kommenden Montag vor.

Johann David Wadephul (CDU) soll Außenminister werden.  FOTO: KAPPELER/DPA
Johann David Wadephul (CDU) soll Außenminister werden. FOTO: KAPPELER/DPA
Johann David Wadephul (CDU) soll Außenminister werden. FOTO: KAPPELER/DPA

- Äußeres: Johann Wadephul

Der 62-jährige Jurist aus Schleswig-Holstein wird Deutschlands Gesicht in der Welt sein. Nach außen bislang wenig bekannt, in der Union aber als Fachpolitiker geschätzt. Als hätte er es geahnt, dass er Minister werden könnte, hat Wadephul in den vergangenen Wochen bereits seine Kollegen in Frankreich, Polen, Italien und Großbritannien besucht. Er ist der erste Außenminister seit fast 60 Jahren, den die Union stellt. Anfang des Jahres wurde Wadephul Opfer eines Fake-Anrufes: Er ging davon aus, Mitarbeiter des ukrainischen Präsidenten am Telefon zu haben – tatsächlich waren es zwei Komiker, denen er wortreich erklärte, die Ukraine könne nicht damit rechnen, die begehrten Marschflugkörper vom Typ Taurus vor Mai zu erhalten.

Alexander Dobrindt soll Bundesinnenminister werden.  FOTO: KAPPELER/DPA
Alexander Dobrindt soll Bundesinnenminister werden. FOTO: KAPPELER/DPA
Alexander Dobrindt soll Bundesinnenminister werden. FOTO: KAPPELER/DPA

- Inneres: Alexander Dobrindt

Nach Markus Söder der mächtigste Mann in der CSU. Der 54-Jährige aus dem oberbayerischen Peißenberg soll für die Union nicht weniger als die Asylwende organisieren. Dafür brauche es »den härtesten Profi«, sagt Söder. Als Verkehrsminister unter Angela Merkel noch belächelt und wegen des Maut-Debakels in der Kritik, ist der gelernte Soziologe inzwischen der gewiefteste Taktiker der CSU. Niemand in seiner Partei, auch Söder nicht, denkt so strategisch wie Dobrindt, der vor der Wahl noch überlegt hatte, ob er nicht einfach Vorsitzender der CSU-Landesgruppe in Berlin bleiben sollte – ein Amt, das ihm in der Koalition Macht und Mitsprache bei allen Themen sichert. In dem Moment, in dem das Innenministerium an die Bayern fiel, war allerdings schnell klar: Das macht Dobrindt.

Katherina Reiche soll Wirtschaftsministerin werden. Sie ist mit dem Ex-Wirtschaftsminister Karl Theodor von Guttenberg zusammen
Katherina Reiche soll Wirtschaftsministerin werden. Sie ist mit dem Ex-Wirtschaftsminister Karl Theodor von Guttenberg zusammen. FOTO: NIETFELD/DPA
Katherina Reiche soll Wirtschaftsministerin werden. Sie ist mit dem Ex-Wirtschaftsminister Karl Theodor von Guttenberg zusammen. FOTO: NIETFELD/DPA

- Wirtschaft: Katherina Reiche

Die erste Frau im Wirtschaftsministerium kommt direkt aus der Wirtschaft. Die 51-Jährige, gebürtige Brandenburgerin und von Beruf Chemikerin, ist seit Anfang 2020 Chefin der Westenergie GmbH, einer Tochtergesellschaft des Energieriesen E.ON. Von 1998 bis 2015 saß sie bereits für die CDU im Bundestag. Sie war stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union und Staatssekretärin im Umwelt- und im Verkehrsministerium, ehe sie 2015 als Hauptgeschäftsführerin zum Verband der kommunalen Unternehmen wechselte. Zuletzt machte sie durch eine Liaison mit dem früheren Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Schlagzeilen. Bestätigt haben beide das erst gestern.

Karin Prien (CDU), soll Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden.  FOTO: KAPPELER/DPA
Karin Prien (CDU), soll Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden. FOTO: KAPPELER/DPA
Karin Prien (CDU), soll Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden. FOTO: KAPPELER/DPA

- Familie und Bildung: Karin Prien

Eine der Frontfrauen des progressiven Flügels der CDU. Als Bildungsministerin Schleswig-Holsteins vom Fach, eloquent, streitbar und auch innerparteiliche Konflikte nicht scheuend. Geboren und aufgewachsen ist sie in den Niederlanden, später zog ihre Familie nach Rheinland-Pfalz. Die Urenkelin eines jüdischen Kaufmannes sagt von sich selbst, sie sei zwar jüdischer Herkunft, aber nicht religiös. Seit drei Jahren ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und nebenbei auch Vorsitzende des Jüdischen Forums der CDU. Streit, sagt die Ministerin, schärfe das Argument. Heißt für sie: »Wir müssen besser streiten lernen in unserer Gesellschaft.«

Alois Rainer ist Metzger, wird Landwirtschaftsminister. Bereits sein Vater war Abgeordneter und seine Schwester war Ministerin.
Alois Rainer ist Metzger, wird Landwirtschaftsminister. Bereits sein Vater war Abgeordneter und seine Schwester war Ministerin. FOTO: KNEFFEL/DPA
Alois Rainer ist Metzger, wird Landwirtschaftsminister. Bereits sein Vater war Abgeordneter und seine Schwester war Ministerin. FOTO: KNEFFEL/DPA

- Landwirtschaft: Alois Rainer

Auf den grünen Vegetarier Cem Özdemir folgt ein schwarzer Metzger. Schon Rainers Vater war Bundesabgeordneter, seine Schwester Gerda Hasselfeldt unter anderem Bau- und Umweltministerin. Rainer selbst, der Metzger gelernt und dann den elterlichen Betrieb im niederbayerischen Haibach übernommen hat, sitzt seit 2013 im Bundestag, in der abgelaufenen Wahlperiode war der 60-Jährige Vorsitzender des Finanzausschusses. »Ich habe drei Vorbilder in der Politik«, hat er im Gespräch mit unserer Redaktion einmal gesagt, »unseren Vater, Franz Josef Strauß und die Gerda.«

Nina Warken (CDU) designierte Bundesministerin für Gesundheit kommt aus dem Neckar-Odenwald-Kreis.  FOTO: KAPPELER/DPA
Nina Warken (CDU) designierte Bundesministerin für Gesundheit kommt aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. FOTO: KAPPELER/DPA
Nina Warken (CDU) designierte Bundesministerin für Gesundheit kommt aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. FOTO: KAPPELER/DPA

- Gesundheit: Nina Warken

Eine der vielen Überraschungen im neuen Kabinett. Im Bundestag hat sie sich bisher vor allem mit der Innenpolitik und heiklen Themen wie der Wahlrechtsreform und der inneren Sicherheit beschäftigt, zuletzt als stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Seit zwei Jahren ist sie auch Generalsekretärin der Südwest-CDU und eine der engsten Vertrauten des Landesvorsitzenden Manuel Hagel, der im nächsten Jahr neuer Ministerpräsident werden will.

Patrick Schnieder (CDU) designierter Bundesminister für Verkehr kommt aus Rheinland-Pfalz wie sein Vorgänger Volker Wissing.  F
Patrick Schnieder (CDU) designierter Bundesminister für Verkehr kommt aus Rheinland-Pfalz wie sein Vorgänger Volker Wissing. FOTO: KAPPELER/DPA
Patrick Schnieder (CDU) designierter Bundesminister für Verkehr kommt aus Rheinland-Pfalz wie sein Vorgänger Volker Wissing. FOTO: KAPPELER/DPA

- Verkehr: Patrick Schnieder

Patrick wer? Der 56-Jährige sitzt zwar bereits seit 2009 im Bundestag, ist bundesweit aber bisher nicht größer in Erscheinung getreten. Aufgewachsen in der Vulkaneifel trat er mit 16 Jahren in die Junge Union ein, studierte Jura, arbeitete in einer Kanzlei und wurde 1999 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Arztfeld. Zuletzt war Schnieder Vorsitzender der rheinland-pfälzischen Landesgruppe der CDU im Bundestag und einer der parlamentarischen Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. Als Minister wird er über einen Großteil der Infrastruktur-Milliarden verantwortlich sein.

Karsten Wildberger, designierter Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung war bislang Chef bei Media-Markt-S
Karsten Wildberger, designierter Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung war bislang Chef bei Media-Markt-Saturn. FOTO: NIETFELD/DPA
Karsten Wildberger, designierter Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung war bislang Chef bei Media-Markt-Saturn. FOTO: NIETFELD/DPA

- Digitales: Karsten Wildberger

Noch so eine Überraschung. Der Vorstandsvorsitzende der Ceconomy AG und Geschäftsführer der Media-Markt-Saturn-Gruppe übernimmt das neue Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Wildberger hat als Unternehmensberater gearbeitet und in verschiedenen Führungspositionen für die Deutsche Telekom, für Vodafone und einen australischen Telekommunikationskonzern. Studiert hat der 55-Jährige aus Gießen Physik und darin auch promoviert. Nun sagt er: »Digitalisierung und Technologie waren prägende Themen meiner beruflichen Laufbahn, und das neue Ministerium wird eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung unseres Landes spielen.«

Forschungsministerin Dorothee Bär ist auch für Raumfahrt zuständig.  FOTO: KNEFFEL/DPA
Forschungsministerin Dorothee Bär ist auch für Raumfahrt zuständig. FOTO: KNEFFEL/DPA
Forschungsministerin Dorothee Bär ist auch für Raumfahrt zuständig. FOTO: KNEFFEL/DPA

- Forschung: Dorothee Bär

Die 47-jährige Unterfränkin war unter Angela Merkel bereits Digital-Staatsministerin sowie Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Ihre Berufung kommt nicht überraschend, eher schon das Ressort, das sie übernimmt. In den Koalitionsverhandlungen hatte sie bereits zum engsten CSU-Verhandlungsteam gehört. Der Titel der Stimmenkönigin bei der letzten Bundestagswahl hat allerdings ein Geschmäckle: In ihrem Wahlkreis hatte sie keinen Gegenkandidaten von der AfD.

Thorsten Frei (CDU), ehemaliger OB von Donaueschingen wird Chef des Bundeskanzleramts.  FOTO: NIETFELD/DPA
Thorsten Frei (CDU), ehemaliger OB von Donaueschingen wird Chef des Bundeskanzleramts. FOTO: NIETFELD/DPA
Thorsten Frei (CDU), ehemaliger OB von Donaueschingen wird Chef des Bundeskanzleramts. FOTO: NIETFELD/DPA

- Kanzleramt: Thorsten Frei

Dass der vielleicht engste Vertraute von Friedrich Merz Chef des Kanzleramtes wird, folgt einer gewissen Logik. Der 51-jährige Jurist, dessen politische Laufbahn einst als Bürgermeister in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) begonnen hat, war schon als parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion quasi die rechte Hand von Merz und in den Talkshows ein gefragter Merz-Erklärer. Wurde zeitweise auch als Fraktionschef und als möglicher Innenminister gehandelt. (GEA)