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Corona-Beschlüsse: Angst vor dem Kontrollverlust

Virus-Diagnostik
Virus-Diagnostik im Labor. Foto: Felix Kästle/dpa
Virus-Diagnostik im Labor. Foto: Felix Kästle/dpa

Die Beschlüsse der Ministerpräsidenten wie das Herabsetzen des Inzidenz-Wertes für erste Maßnahmen von 50 auf 35 Fälle pro 100.000 Einwohner, eine Sperrstunde für die Gastronomie, weniger Teilnehmer bei privaten Feiern oder das verstärkte Tragen von Masken soll dabei helfen, die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Der Appell an die Vernunft der Bürger allein hat nicht ausgereicht. Die Angst geht um vor einem Kontrollverlust, das heißt, dass eine vernünftige Kontaktverfolgung nicht mehr gewährleistet ist.

Beim Robert-Koch-Institut heißt es noch recht harmlos, es sei ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung zu beobachten. Tatsächlich steigt die Zahl der Infizierten ziemlich stark an. Die aktuellen Werte sind allerdings nur bedingt vergleichbar mit denen vor einem halben Jahr, als die Zahlen ähnlich hoch lagen. Denn mehr Tests bedeutet auch, dass mehr Infizierte entdeckt werden. Über die Zahl der Erkrankten oder die Schwere der Erkrankung sagt das nichts aus.

Einige Epidemiologen meinen inzwischen, die Zahl der Infizierten sei daher kein geeignetes Kriterium mehr zur Beurteilung des Pandemie-Verlaufs. Kriterium müssten stattdessen gerade die Erkranktenzahlen und die Schwere der Erkrankung sein. Virologen-»Papst« Drosten hält das für Unsinn. Fest steht, dass die Corona-Erkrankten natürlich die bestmögliche Versorgung erhalten müssen. Geschützt werden müssen nach wie vor die Risikogruppen.

Weiterhin bedenklich ist auch, dass mit Corona-Verordnungen am Gesetzgeber – dem Parlament – vorbei regiert wird. Das ist verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Manchen Bundestagsabgeordneten scheint das aber nicht sonderlich zu stören. (GEA)

 

juergen.rahmig@gea.de