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Aktuell Kommentar

Bundesweite Proteste der Landwirte: Bauern rechnen wie Milchmädchen

Nicht nur die Regierung, auch die Verbraucher sind Schuld an der schwierigen Lage der Bauern, analysiert GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Bundesweiter Aktionstag der Landwirte. Mit einem Konvoi aus mehreren hundert Traktoren demonstrierten Landwirte gegen Einsparplä
Bundesweiter Aktionstag der Landwirte. Mit einem Konvoi aus mehreren hundert Traktoren demonstrierten Landwirte gegen Einsparpläne der Ampel-Koalition, Foto: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan
Bundesweiter Aktionstag der Landwirte. Mit einem Konvoi aus mehreren hundert Traktoren demonstrierten Landwirte gegen Einsparpläne der Ampel-Koalition,
Foto: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegan

REUTLINGEN. Mit ihren Traktoren legen Bauern streckenweise den Straßenverkehr lahm. Von den Klimaklebern haben sie gelernt, dass diese Form des Protests größere Aufmerksamkeit auf sich zieht als andere Formen des Widerstand. Doch ähnlich wie die Klimakleber sollten die Landwirte aufpassen, dass sie es mit der Art und Weise ihrer Demonstrationen nicht übertreiben.

Bei den Kundgebungen der Landwirte wurden Politiker ausgebuht. Wirtschaftsminister Robert Habeck wurde gar auf der Rückkehr von seinem Urlaub von einem Mob am Verlassen der Fähre gehindert. Auf den Plakaten wird ein Rücktritt der Regierung gefordert. Doch den Niedergang der Landwirtschaft hat nicht alleine die Ampel zu verantworten.

Bei den Landwirten hat sich einiges aufgestaut. Die großen Discounter diktieren mit ihrer Einkaufsmacht den Produzenten niedrige Preise für Milch, Fleisch, Gemüse und Getreide. Die Verbraucher kaufen in Zeiten der Krise eher im Supermarkt ein, als im Bio- oder Hofladen. Je mehr Produkte es jaaus biologischem Anbau auch in den Discounter-Regalen gibt, desto schwieriger hat es das Geschäftsmodell Hofladen. Die Ampelregierung hat mit ihrer plötzlichen Kürzung der Agrardiesel-Zuschüsse einen Fehler gemacht und ihn teilweise zurückgenommen. Doch wer glaubt, ein Rücktritt der Regierung würde die Situation der Landwirte verbessern, der macht eine Milchmädchenrechnung. Für eine wirkliche Verbesserung der Situation der Bauernhöfe müssten die Verbraucher bereit sein, mehr Geld für hochwertige heimische Lebensmittel auszugeben. Einfacher ist es allerdings, gegen »die da oben« zu protestieren.