REUTLINGEN. Mit der neuen Litauenbrigade begibt sich die Bundesrepublik auf ein neues Feld im militärischen Diskurs. 5.000 deutsche Soldaten sollen nicht wegen eines vorausgehenden Konflikts den Frieden sichern, nein, sie sollen präventiv vor dem nächsten Krieg auf europäischem Boden schützen. Mit Blick auf die russische Enklave Kaliningrad und den russlandtreuen Nachbarn Belarus ist das Baltikum ein wahrscheinliches Ziel für weitere Expansionspläne von Wladimir Putin.
Für die Litauer ist die Stationierung der 45. Panzerbrigade ein großer Erfolg. Immerhin erweitern die deutschen Truppen das litauische Militär allein in der Mannstärke um ein Drittel. Dafür muss der kleine Staat schnell die Infrastruktur für die Gäste in Uniform schaffen. Denn die Soldaten, deren Familien und militärisches Gerät, müssen unterkommen. Für Deutschland ist die Truppenverschiebung Prestigeprojekt und Kraftakt zugleich. Einerseits zeigen Merz und Pistorius militärischen Führungsanspruch in Europa und in der Nato, andererseits ist das Großkommando eine zusätzliche, nicht zu unterschätzende Aufgabe mitten im Umbau der Bundeswehr.
Die Truppe sendet zudem eine klare Botschaft in Richtung Moskau: Wir sind bereit, unsere Freiheit zu verteidigen! Doch dies ist deutlich zu früh, denn die neue Brigade ist weit davon entfernt, einsatzbereit zu sein - und Putin könnte das Signal aus Litauen zumindest argumentatorisch als eine »Eskalation des Westens« missbrauchen.