Vor fünf Jahren trafen die Briten eine historische Entscheidung. Im Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union stimmten 52 Prozent, immerhin fast 17,5 Millionen Wähler, für den Austritt aus der EU. Es war ein Donnerschlag. Nach dem Schock folgten quälende Jahre eines schwierigen Ablösungsprozesses. Und nachdem das Königreich endgültig den Binnenmarkt verlassen hat, stellt sich die Frage: Wo ist die Brexit-Dividende?
Die britische Volkswirtschaft hat seit 2016 bis zum Anfang diesen Jahres nach Schätzungen zwei bis drei Prozent Wachstum verloren. Und eine offizielle Prognose des Schatzamts geht davon aus, dass die Wirtschaft in den nächsten 15 Jahren um sechs Prozent kleiner sein wird, als sie sein würde, wenn der Austritt aus dem Binnenmarkt nicht erfolgt wäre. Keine gute Bilanz.
Andererseits hat die Brexit-Fans das ökonomische Argument stets wenig gekümmert. Ihnen ging es um die Souveränität und darum, dass man sich nicht mehr von »Johnny Foreigner« in der Gestalt der Brüsseler Kommission herumkommandieren lassen wollte. Sie verweisen auf den Erfolg der Impfkampagne als Beweis für den Brexit-Bonus. Und da haben sie Recht. Der britische Alleingang war nur möglich, weil man sich nicht mehr der Solidarität innerhalb der EU verpflichtet fühlte. Und tatsächlich konnte man schneller entscheiden, gezielter investieren und koordinierter planen und umsetzen, als es die Europäische Kommission vermochte. Selbst unter entschiedenen »Remainern«, die leidenschaftlich für den Verbleib in der EU stritten, verbreitet sich die Ansicht, dass der Brexit auch seinen Bonus hat.