Bier gehört in Deutschland zum Feierabend oder zum Ausgehen dazu. Wer kein Bier trinkt, der gießt sich ein Glas Wein ein oder nimmt einen Drink. Die Medizin ist mittlerweile davon abgerückt, dass der regelmäßige Konsum kleinerer Mengen Alkohols unbedenklich ist. Die alte Empfehlung, dass ein Glas Rotwein sogar der Gesundheit nütze, ist gefallen.
Von daher hat der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert einen Grund, das Mindestalter für Bier, Wein und Sekt auf 18 Jahre erhöhen und Werbung für Alkohol und Zigaretten verbannen zu wollen. Der SPD-Politiker unterstützt gleichzeitig das Projekt der Ampel-Koalition, Cannabis zu legalisieren. Auch dafür sprechen gute Gründe, wie zum Beispiel das Austrocknen des Schwarzmarktes. Der Schritt ist aber ebenso das Eingeständnis, dass die Gesellschaft ohne Drogen nicht kann. Sie haben – soziologisch gesprochen – wichtige Funktionen, wie zum Beispiel Entspannung, Belohnung und Entgrenzung. In dieser Gesellschaft, in der Bier und Wein selbstverständlich sind, Jugendlichen das Trinken zu verbieten, wird nicht funktionieren. Sie werden sich den Stoff trotzdem besorgen.
Es bleibt die Aufgabe der Eltern, dem Trinken ihrer Kinder Grenzen zu setzen. Ein Alkoholverbot für die Heranwachsenden liefe auch deshalb ins Leere, weil sie in einem Umfeld leben, in dem sie Alkohol als etwas Normales wahrnehmen. Wenn der Drogenbeauftragte das ändern wollte, müsste er ihn beispielsweise so teuer machen wie in Skandinavien. Doch ein solcher Vorschlag hätte in Deutschland keine Chance.