REUTLINGEN. Die Bürokratie in Deutschland ist längst zu einem negativen Standortfaktor geworden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes belaufen sich die Kosten allein aus Informationspflichten der Unternehmen auf 66,5 Milliarden Euro pro Jahr. Das nun vom Kabinett verabschiedete Gesetz bringt gerade mal Erleichterungen von 682 Millionen Euro im Jahr. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Regelungsdickicht ist uns über den Kopf gewachsen
Natürlich wurden all die bürokratischen Vorgaben nicht erlassen, um den Unternehmen aus purer Boshaftigkeit Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Hinter jeder Regelung steht irgendein Informationsbedürfnis, eine Schutzwirkung oder ein anderer sinnvoller Gedanke. Nur leider ist uns das Bedürfnis, alles bis ins Kleinste regeln zu wollen, im Laufe der Jahre über den Kopf gewachsen. Die Kleinteiligkeit vieler Regelungen zwingt Konzerne dazu, ganze Abteilungen mit Experten zu beschäftigen, die sich um bürokratische Anforderungen kümmern. Und bei kleinen Handwerksbetrieben hat der Chef vor lauter Formularen kaum noch Zeit für sein eigentliches Gewerk.
Mehr Mut zur Eigenverantwortung
Das neue Gesetz zum Bürokratieabbau reicht bei Weitem nicht aus, um aus Deutschland wieder einen attraktiven Standort zu machen. Man wird dem bürokratischen Dschungel nicht mit der Nagelschere Herr. Da muss man mit der großen Kettensäge ran. Die Politik sollte den Bürgern und den Unternehmen wieder mehr Eigenverantwortung zumuten. Und sich von der Illusion verabschieden, dass Sicherheit nur dadurch entsteht, dass man alles bis ins kleinste Detail regelt.