Logo
Aktuell Kommentar

Atomkraft: Schein-Debatte bremst Energiewende

Über die Hälfte der Deutschen will zurück zum Atomstrom. Das ergab eine aktuelle Umfrage. Diese Schein-Debatte ist ärgerlich, meint GEA-Redakteurin Miriam Steinrücken. Denn sie bremst die dringend notwendige Energiewende.

Wasserdampf stieg aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk Isar 2 im bayerischen Essenbach. Im Frühjahr 2023 gingen die letzten Meiler
Wasserdampf stieg aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk Isar 2 im bayerischen Essenbach. Im Frühjahr 2023 gingen die letzten Meiler vom Netz. Foto: Armin Weigel/dpa/dpa
Wasserdampf stieg aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk Isar 2 im bayerischen Essenbach. Im Frühjahr 2023 gingen die letzten Meiler vom Netz.
Foto: Armin Weigel/dpa/dpa

REUTLINGEN. Deutschland wird die Atomkraft nicht los: weder den Müll noch die Diskussion. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Über die Hälfte der Befragten will den Atomstrom wieder. Bei der Energieversorgung ist die Gesellschaft gespalten. Das schadet dem Standort. Denn es handelt sich um eine Schein-Debatte: Sie bringt die Meiler nicht zurück, aber sie bremst die grüne Wende.

Die Union setzt das Thema regelmäßig auf die Agenda. In Frankreich produzieren AKW den Großteil des Stroms. Und China will den Wirtschaftsaufschwung mit Nuklearenergie antreiben. Die Argumente sind immer dieselben: Atomstrom ist sicher, zuverlässig, klimafreundlich und billig.

Das ist eine Milchmädchenrechnung. Dass Atomstrom nicht sicher ist, haben die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima gezeigt. Ebenso die französischen Meiler, wo Risse im alten Gemäuer entdeckt wurden. Dass sie konstant Energie liefern, ist genauso falsch: Der Nachbar musste die AKW runterfahren wegen Kühlproblemen im Sommer. Bei der Produktion entstehen zwar wenig Klimagase, der Müll verseucht die Umwelt aber für Millionen Jahre. Die Aufbereitung kostet Unsummen, ein Endlager gibt es nicht.

Selbst die Versorger wollen nicht zurück: Weil Atomstrom zuletzt wenig beitrug zum Energiemix. Weil enorme Baukosten sich erst nach Jahrzehnten lohnen. Und weil sie Klarheit brauchen. Nur wenn Deutschland sich zur Energie- und Wärmewende bekennt, können Betreiber investieren in den Aufbau von Windkraft und Photovoltaik, in Großspeicher und Übertragungsnetze. Den Kurs muss die nächste Regierung vorgeben. Von einer Unions-geführten Koalition ist das aber leider nicht zu erwarten. (GEA)

miriam.steinruecken@gea.de