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Arbeitspflicht für Flüchtlinge? Charmanter Vorschlag mit Pferdefuß

Die Landkreise im Südwesten fordern für Flüchtlinge eine Pflicht zu arbeiten. Eigentlich eine gute Idee, findet GEA-Politikredakteur Oliver Jirosch, der aber auch auf mögliche unschöne Folgen hinweist.

Joachim Walter (CDU), Tübinger Landrat und  Präsident des Landkreistags von Baden-Württemberg, fordert eine Arbeitspflicht für
Joachim Walter (CDU), Tübinger Landrat und Präsident des Landkreistags von Baden-Württemberg, fordert eine Arbeitspflicht für Flüchtlinge. Foto: Christian Johner/dpa
Joachim Walter (CDU), Tübinger Landrat und Präsident des Landkreistags von Baden-Württemberg, fordert eine Arbeitspflicht für Flüchtlinge.
Foto: Christian Johner/dpa

REUTLINGEN. Beifall für ihre Vorschläge erhalten Politiker derzeit eher selten. Was mitunter auch an der Qualität der Vorschläge oder an der Präsentation der oft unausgegorenen Ideen liegen mag. Bei dem Vorstoß, den der Tübinger Landrat Joachim Walter, stellvertretend für alle Landkreise im Südwesten, nun unternommen hat, ist das anders: Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, um in Deutschland Schutz zu suchen, sollen sich doch auch gleich nützlich machen. Sprich arbeiten. Der Präsident des Landkreistages denkt sogar an eine Arbeitspflicht.

Eine charmante Idee, die auf den ersten Blick nur Gewinner hat. Zum einen könnte es jenen aus dem rechten Lager den Wind aus den Segeln nehmen, die sagen, diese geflüchteten Menschen würden ohnehin dem deutschen Sozialstaat nur auf der Tasche liegen. Diese Idee würde den Flüchtlingen - oftmals junge Menschen, die ja auch arbeiten wollen, dies aber aus bürokratischen Gründen nicht dürfen - die Möglichkeit geben, sich nützlich zu machen. Es würde dem Tag dieser Menschen eine Struktur verleihen. Im Bauhof helfen, in der Kita oder in der Pflege kann jeder und jede. Und ist allemal sinnvoller, als den ganzen Tag in der Flüchtlingseinrichtung rumzuhocken. Und zu guter Letzt könnte es helfen, den in vielen Bereichen herrschenden Fachkräftemangel zu lindern.

Lieber machen, statt zaudern

Nun kommt das Aber: Natürlich besteht die Gefahr, dass diese Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden und das Lohnniveau weiter gesenkt wird. Gerade in der Pflege wäre der Mangel an Fachkräften wohl geringer, wenn die Bezahlung besser wäre. Aber Bedenkenträger sind wir oft genug. Walters Vorschlag ist es wert, ausprobiert zu werden. Wenn wir dann sehen, dass es unerfreuliche Auswüchse annimmt, kann ja nachgesteuert werden. Also machen!

oliver.jirosch@gea.de