REUTLINGEN. Die EU-Kommission hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgestellt, das der angeschlagenen Automobilindustrie in Europa Rückenwind verschaffen soll. Die Elektromobilität, in die die Konzerne viele Milliarden investiert haben, will nicht so recht in Fahrt kommen. Zudem belasten hohe Stromkosten, Handelskriege und nicht zuletzt die wachsende Konkurrenz aus China die europäische Schlüsselbranche. Ein hilfreicher Griff unter die Arme ist in dieser Situation mehr als angebracht.
Ladeinfrastruktur als Schlüssel
Etwas mehr Pragmatismus bei den Grenzwerten ist angesichts einer schwer vorherzusehenden Marktentwicklung sicherlich angebracht. Auch beim Ausbau und einheitlichen Standards der Ladeinfrastruktur kann die EU eine Schlüsselrolle spielen. Derzeit finden sich Ladesäulen vorwiegend in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Andere Länder haben da noch großen Nachholbedarf. Die europäische Freizügigkeit muss auch mit dem E-Auto erlebbar sein. Aber auch die Hersteller sind gefragt. Es müssen Modelle auf den Markt, die auch für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich und attraktiv sind.
Mogelpackung E-Fuels
Das Beharren auf Technologieoffenheit könnte jedoch kontraproduktiv sein. E-Fuels sind aufgrund des geringen Wirkungsgrades nicht nur unwirtschaftlich sondern schnell auch eine Mogelpackung. Gerne wird zur Herstellung grüner Wasserstoff und CO2 genutzt, das in der Industrie eingefangen wird, um diese klimaneutral zu machen. Wenn das CO2 dann über den Verbrennungsmotor doch noch in die Umwelt gelangt, ist's vorbei mit der Klimaneutralität. Die wäre nur gegeben, wenn das CO2 beispielsweise dauerhaft im Meeresboden gespeichert wird. Für den Verbraucher ist das Hin und Her eher kein Grund, sich für ein E-Auto zu entscheiden.