STUTTGART. Noch ist unklar, ob und wann die Stadt über die von ihr gekauften Gleisflächen in der Innenstadt verfügen kann. Ungeachtet dieser Unwägbarkeiten treibt das Rathaus die Überlegungen voran, was einmal auf den Arealen entstehen könnte. Für das direkt an neuen Bahnhof angrenzende Grundstück, von den Stadtplanern mit der Bezeichnung »A 3« belegt, ist nun ein Ideenwettbewerb zu Ende gegangen.
Das Vorgehen, zunächst einmal über die Inhalte und dann über die äußere Form nachdenken zu lassen, muss als gewagt gelten. Aber die Stadt kann sich bestätigt fühlen. Zumindest dann, wenn man die Zahlen und Daten als Grundlage nimmt, die OB Frank Nopper bei der Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses referierte: 403 Beiträge aus 25 Ländern habe es gegeben.
Viel Material also für die Jury, die in einem ersten Schritt 40 Arbeiten ausgesucht hat. Aus diesem Kreis hat das Preisgericht in einem zwölfstündigen Sitzungsmarathon fünf mit einer Auszeichnung bedacht. Die Idee der zehnjährigen Stuttgarterin Jara Widmann war dem Gremium eine Anerkennung wert. Ihre Idee ist überschrieben mit »JFSW-Ort«. Die Buchstabenfolge steht für »jeder fühlt sich wohl«.
»Ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft«
Susanne Dürr, Professorin für Städtebau und Gebäudelehre an der Hochschule Karlsruhe und Vorsitzende des Preisgerichts, hob die Außergewöhnlichkeit des Ansatzes hervor – und die sich hieraus erbebenden Herausforderungen für alle, die sich Gedanken gemacht haben. Es war eben kein Architekten- sondern ein Ideenwettbewerb. »Offensichtlich fällt es aber nicht leicht, über Inhalte nachzudenken ohne sich dabei auch Gedanken über die Form zu machen«, sagte sie mit Blick auf die vielen Illustrationen, die auch Bestandteil der Einreichungen waren.
Eine der ausgezeichneten Arbeiten unter dem Titel »Zukunftslabor Stuttgart« stammt vom ehemaligen OB Wolfgang Schuster, der sie zusammen mit Shirin Frangoul-Brückner erarbeitet hat. Der langjährige Stadtklimatologe in Diensten des Rathauses, Jürgen Baumüller, überzeugte das Preisgericht mit seinem Vorschlag »Erlebnis- und Kühloasen-Park Stuttgart«. Alle Arbeiten seien anonymisiert bewertet worden, zerstreute Schusters Nachnachfolger Nopper den Verdacht, ein in der Stadt bekannter Name könnte zum Startvorteil im Wettbewerb werden.
Eine weitere Auszeichnung ging an ein Bündel von drei Vorschlägen, denen gemein war, dass sie Teile der heutigen Bahnsteigüberdachung weiter verwenden möchten, um an die ursprüngliche Nutzung des Areals zu erinnern. Zwei Vorschläge hat das Preisgericht zusammengefasst, weil sie beide mit geschwungenen Dachformen experimentieren, die Räume für unterschiedlichste Nutzungen überspannen. Und der »Gleispark Stuttgart« schließlich verzichtet auf fast jeder Art der Versiegelung.
OB Frank Nopper ist jedenfalls überzeugt davon, dass die Vorschläge dazu beitragen werden, »Ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft« zu entwickeln. (GEA)
PRÄSENTATION
Ausstellung: Die 40 Entwürfe, die es in die Endauswahl geschafft haben, sind bis 24. November im Raum »1 a Lage« Königstraße 1 a zu sehen und werden danach in der Rosenstein-Dauerausstellung, Eichstraße 9, gezeigt. Verfahren: Der Gemeinderat bewertet nun das Wettbewerbsergebnis und entscheidet über das weitere Vorgehen. Die Vorschlage sollen von Fachleuten auf ihre Realisierbarkeit hin untersucht werden. (GEA)