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Özdemir will Ministerpräsident werden: Schwierige Aufholjagd

Cem Özdemir will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden. Für die Südwest-Grünen ist er der beste Mann, meint GEA-Redakteurin Miriam Steinrücken. Aber ob das für die Wähler reicht?

Der alte und (vielleicht) neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann (links) und Cem Özdemir (beide Grün
Der alte und (vielleicht) neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann (links) und Cem Özdemir (beide Grüne). Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Der alte und (vielleicht) neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann (links) und Cem Özdemir (beide Grüne).
Foto: Marijan Murat/dpa/dpa

REUTLINGEN. Cem Özdemir hat nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Dass nach der nächsten Bundestagswahl die Grünen-Partei wieder die Regierungsverantwortung und Özdemir wieder ein Ministeramt bekommt, das ist - Stand jetzt - eher unwahrscheinlich. Also versucht der Grünen-Politiker den Sprung nach Baden-Württemberg. Hier will er Ministerpäsident Winfried Kretschmann beerben. Ob die Rechnung aufgeht, ist aber fraglich.

Aus Sicht der Grünen spricht vieles für Özdemir als Spitzenkandidat für die nächste Landtagswahl im Frühjahr 2026: Er kommt aus Baden-Württemberg. Er hat Regierungserfahrung. Er ist bekannt. Und das Wichtigste: Er steht für eine pragmatische, realpolitische Politik, setzt Kretschmanns Kurs fort und macht konservativen Wählern ein Angebot. In seiner Person verkörpert er Migrations- und Aufstiegsgeschichte. Er hat eine klare Werte- und Leistungsorientierung.

Doch die Ausgangslage ist schlecht: Im Umfragen liegen die Südwest-Grünen zehn Prozentpunkte hinter der CDU. Die Stimmung in der gesamten Republik hat auf Konservativ gedreht. Gegen Manuel Hagel, Chef der Christdemokraten im Land, dürfte Özdemir einen schweren Stand haben. Auch weil er eher in der Bundes- und Europapolitik zuhause ist als in der Landespolitik. Özdemir ist ehrgeizig, hat eine steile Karriere vom Gastarbeiterkind zum Bundeslandwirtschaftsminister hingelegt. Die Rückkehr in die alte Heimat könnte wirken wie strategisches Kalkül, Baden-Württemberg wie die zweite Wahl. Das verschreckt Wähler. Aber bis zum Urnengang ist es noch lange hin, da kann noch viel passieren, und Özdemir kann sich noch bei ein paar Winzerfesten und Schäferläufen zeigen. (GEA)