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Toleranz-Preis an Herta Müller und Barrie Kosky vergeben

Immer wieder hat sich die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller öffentlich in Debatten zu Wort gemeldet. Für ihre Beiträge und ihr gesellschaftliches Enegagement hat sie nun mit dem Opernregisseur Barrie Kosky einen besonderen Preis erhalten.

Verleihung Preis für Verständigung und Toleranz
Die Preisträger Herta Müller (l.) und Barrie Kosky (r.), gemeinsam mit Hetty Berg, Direktorin Jüdisches Museum Berlin. Foto: Annette Riedl
Die Preisträger Herta Müller (l.) und Barrie Kosky (r.), gemeinsam mit Hetty Berg, Direktorin Jüdisches Museum Berlin.
Foto: Annette Riedl

Die Schriftstellerin Herta Müller und der Opernregisseur Barrie Kosky sind am Samstag mit dem diesjährigen Preis für Verständigung und Toleranz ausgezeichnet worden. Verständigung und Toleranz gehörten »zu den größten Herausforderungen der Gegenwart – angesichts der Zunahme von Antisemitismus in Deutschland, von Hass und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, angesichts einer weltweiten Erschütterung von Freiheit und Demokratie, wie sie nach 1989 undenkbar erschien und angesichts eines Krieges in Europa, der für die Menschen in der Ukraine – darunter jüdische Ukrainerinnen und Ukrainer – Verlust, Vertreibung, Deportation und Tod bedeutet«, sagte Direktorin Hetty Berg zu der vom Jüdischen Museum Berlin vergebenen Auszeichnung.

In Deutschland tobe kein Krieg, »doch Fragen von Verständigung und Toleranz stellen sich trotzdem«. So gebe es für jüdisches Leben in Berlin keine Selbstverständlichkeit, sagte Berg.

Die Literaturnobelpreisträgerin Müller habe nicht nur durch ihr Schreiben, sondern auch durch ihre gewichtigen Äußerungen in öffentlichen Debatten Konflikte aufgedeckt und zu Verständigung und Toleranz beigetragen.

Müller setze sich in ihren Werken mit Gewalt durch Diktaturen, Einschränkungen von Freiheiten und der Verletzung von Menschenwürde auseinander, begründete das Musem die Auszeichnung. Zudem kritisiere sie Machtverhältnisse innerhalb von Familien und ethnischen Gruppen. Müllers Texte seien »eine schonungslose Suche nach der Wahrheit«, auf der Verständigung basieren könne. In diesem Sinne ehre das Museum die Autorin.

Tiefsinnig und unterhaltsam zugleich

Der langjährige Intendant der Komischen Oper Berlin Kosky habe mit seiner Arbeit »nicht nur unvergessliche Kunst geschaffen, sondern auch ein kraftvolles Statement für jüdische Selbstverständlichkeit abgegeben«, sagte Berg. Kosky wurde vom Museum als herausragende Künstlerpersönlichkeit bezeichnet, die mit ihrer Arbeit und als Person für deutsch-jüdische Gegenwartskultur und für deutsch-jüdisches Leben stehe. Er habe dem Publikum den Zugang zu einem weitgehend vergessenen Bereich jüdischer Kultur eröffnet. Die Leichtigkeit, mit der er Akzente setze, tiefsinnig und unterhaltsam zugleich inszeniere, schwierigen Themen nicht ausweiche und dennoch das Leben feiere, suche seinesgleichen.

Das Jüdische Museum zeichnet mit dem Preis seit 2002 nach eigenen Angaben Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft aus für die Förderung von Menschenwürde, Völkerverständigung, Integration von Minderheiten und Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Zu den bisher Ausgezeichneten gehören etwa der frühere Bundespräsident Johannes Rau, der Sammler Heinz Berggruen, der Dirigent Daniel Barenboim, Ex-Kanzlerin Angela Merkel oder die Schauspielerin Iris Berben.

© dpa-infocom, dpa:221112-99-495276/2