Wie Rodins berühmter Denker präsentiert sich Popstar Robbie Williams auf dem Cover seines neuen Albums "XXV" nachdenklich, aber vor allem hüllenlos. "Ich bin wieder nackt. Das war nicht meine Idee. Aber als ich gehört habe, dass ich mich ausziehen soll, hab ich sofort mitgemacht", scherzte Williams vor kurzem bei einer Listening-Session in London und grinste verschmitzt."
Auf seinen durchtrainierten Körper auf dem Foto angesprochen, sagte der 48-Jährige süffisant: »Danke, es ist unglaublich, was man heutzutage mit dem Computer machen kann.«
Ein Orchester-Album
Neue Musik gibt es auf »XXV« kaum. Um das 25-jährige Jubiläum seiner Solokarriere zu feiern, hat der frühere Take-That-Sänger seine alten Songs mit einem Orchester neu aufgenommen, wie es vor ihm unzählige andere Künstler gemacht haben. Ein Orchester-Album gehört inzwischen wohl dazu, wenn man als erfolgreicher Popmusiker etwas auf sich hält.
»Ich bin auf Youtube gegangen und habe geschaut, welche Songs die meisten Klicks haben«, sagte er über die Titelauswahl. »Das stimmt wirklich.« Williams langjähriger musikalischer Partner Guy Chambers, der Arrangeur und Komponist Steve Sidwell und Dirigent Jules Buckley haben die Lieder neu arrangiert und orchestriert. In den Niederlanden nahm Williams sie mit dem Metropole Orkest auf.
Streicher, Klarinette oder Horn sorgen bei Balladen wie »Come Undone« oder »She's The One« für viel Pathos. Auch »Angels« ist nun keine reine Popballade mehr, sondern baut sich langsam auf. Nach einem fast schon dramatischen Klavierintro singt Williams zunächst über leisen, atmosphärischen Streichern, die seiner Stimme viel Raum geben, bevor die Nummer in einem wuchtigen Finale gipfelt.
Ein entspannter Rückblick
"Dieses Album ist für mich eine Chance, auf die Songs zurückzublicken und sie dieses Mal zu mögen", sagte Williams in London. "Denn wenn man sie (erstmals) veröffentlicht, ist man zu nah dran." Trotz des großen Erfolgs gingen ihm einige Kritiken damals offenbar nahe. "Man liest die netten Worte", erzählte er sarkastisch, "und dann denkt man sich: 'Ja, das ist wirklich scheiße, oder?' Heute schau ich zurück und denke: "Eigentlich war das ganz gut. Das gefällt mir. Das ist auch gut. Das ist immer noch scheiße, aber dies ist gut."
»Millennium« sei immer noch »Mist«, sagte Williams und meinte es ernst. Das Lied, das von Passagen des James-Bond-Titelsongs »You Only Live Twice« lebt, klingt nun noch mehr nach 007 - wie übrigens auch »No Regrets«, das durch das Orchester-Arrangement eine ganz andere Dramatik bekommt, obwohl der Rhythmus weitgehend gleich geblieben ist. Schade: Pet Shop Boy Neil Tennant singt nicht mehr mit. Hingegen stand Kylie Minogue auch für die neue Version von »Kids« wieder im Studio. »Wanna do this one more time?«, fragt sie.
Manche Songs klingen sehr vertraut
Bei einigen Songs muss man schon genau hinhören, um festzustellen, dass es sich um eine neue Version handelt. Etwa beim Gassenhauer »Let Me Entertain You«, bei »Rock DJ« oder »Feel« hat sich vergleichsweise wenig verändert. Eine zusätzliche Streicher-Spielerei hier, eine kurze Frauenchorpassage dort, ansonsten klingen die Songs vertraut. Williams' Stimme ist über die Jahre nur ein wenig rauer geworden.
In London deutete Williams an, im nächsten Jahr ein Studioalbum mit komplett neuen Songs zu veröffentlichen. Auf »XXV« gibt es mit »Lost« bereits einen, der erstaunlicherweise eine gewisse Ähnlichkeit zum ebenfalls enthaltenen »I Love My Life« hat. Die Deluxe Edition des Albums enthält noch drei weitere Originaltracks.
Anders als früher kreischen bei Robbie Williams' Konzerten keine jungen Mädchen mehr. Seine Singles und Alben toppen nicht mehr wie selbstverständlich die Charts. In Sachen Hype hat der ehemalige One-Direction-Sänger Harry Styles seinen Landsmann längst abgelöst. »XXV« ist eine Erinnerung daran, wie Robbie Williams einst die Hitparaden beherrschte - und allemal spannender als ein weiteres Greatest-Hits-Album.
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