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Neuer Wirbel um die documenta

Schlechte Nachrichten von der documenta: Zwei Mitglieder der Findungskommission für die künstlerische Leitung der nächsten Weltkunstausstellung in Kassel legen ihr Amt nieder.

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Ein Plakat zur documenta fifteen. Foto: Swen Pförtner/DPA
Ein Plakat zur documenta fifteen.
Foto: Swen Pförtner/DPA

Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ihn ist der indische Schriftsteller und Kurator Ranjit Hoskoté aus der Findungskommission für die künstlerische Leitung der kommenden Ausgabe der Weltkunstausstellung in Kassel zurückgetreten. Zudem legte die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger ihr Amt in dem Gremium nieder - offenbar wegen der aktuellen Situation im Nahen Osten. Das teilte die documenta gGmbh am Montag mit.

Hoskoté war in die Kritik geraten, weil er im Jahr 2019 eine Petition mit dem Titel »BDS India« unterzeichnet hatte. BDS steht für »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen«. Die Kampagne ruft zum Boykott des Staates Israel und israelischer Produkte wegen des Vorgehens gegen Palästinenser auf. Hoskoté habe in intensiven Gesprächen deutlich gemacht, dass er die Ziele des BDS ablehne und die Bewegung nicht unterstütze, teilte die documenta mit. Er sei darüber hinaus um Stellungnahme gebeten worden. Dabei habe »die Erwartung einer unmissverständlichen Distanzierung von seiner Unterschrift beziehungsweise den antisemitischen Inhalten des Statements« bestanden. Hierauf sei am Sonntag das Schreiben Hoskotés gefolgt, mit dem er seinen Rücktritt erklärte.

Rücktritt wegen aktueller Lage im Nahen Osten

Bracha Lichtenberg Ettinger begründete ihren Rücktritt am vergangenen Freitag laut der documenta mit der aktuellen Situation im Nahen Osten. Sie habe dabei betont, dass ihr Schritt in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um Hoskoté stehe, hieß es. »Sie rekurriert dagegen auf die Schwierigkeiten, die es ihr bereitet, nach dem 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Hamas-Terrors in Israel einen Beitrag zu der Arbeit der Findungskommission zu leisten.« Zuvor habe sie vor diesem Hintergrund um eine Unterbrechung des Findungsprozesses gebeten, die zum damaligen Zeitpunkt »mit Blick auf den sehr weit fortgeschrittenen Findungsprozess« nicht umgesetzt worden sei, hieß es. Die documenta habe unmittelbar nach dem Rücktritt weitere Gesprächsangebote unterbreitet.

Die ursprünglich sechsköpfige Findungskommission soll bis Ende 2023 oder Anfang 2024 einen Kurator, eine Kuratorin oder ein Kollektiv für die kommende Ausgabe der documenta im Jahr 2027 vorschlagen. Was die Rücktritte für den weiteren Prozess des Gremiums bezüglich Zeitplan und Zusammensetzung bedeute, werde derzeit intensiv erörtert, hieß es.

Bereits die documenta fifteen war von einem Antisemitismus-Eklat überschattet worden. Die Schau gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die 16. Ausgabe der documenta soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel stattfinden.

»Die aktuellen Entwicklungen rund um die Findungskommission der documenta 16 zeigen einmal mehr, wie lang der Weg zu einer konsequenten Aufarbeitung der documenta 15 noch ist«, erklärte der Geschäftsführer der documenta gGmbH, Andreas Hoffmann. Es bedürfe einer konsequenten Distanzierung von jeglicher Form von Antisemitismus. »Die Ereignisse des Sommer 2022 dürfen sich nicht wiederholen. Nur so kann nach den Geschehnissen der documenta fifteen ein echter Neuanfang gelingen.«

© dpa-infocom, dpa:231114-99-938673/4