Der deutsche Schriftsteller und Lyriker Wulf Kirsten ist tot. Kirsten sei am 14. Dezember im Alter von 88 Jahren gestorben, teilte der Thüringer Literaturrat unter Berufung auf die Familie mit. Dessen Vorsitzender Bernhard Fischer betonte, mit Kirsten verliere Deutschland einen seiner bedeutendsten Lyriker, dessen Gedichte in zahlreiche Fremdsprachen übersetzt wurden.
Der 1934 im sächsischen Kipphausen geborene Kirsten hatte seit 1965 in Weimar gelebt und war dort bis 1967 Lektor für den Aufbau-Verlag. Kirsten erhielt für sein Schaffen unter anderem den Literaturpreis der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und den Thüringer Literaturpreis.
Vielfältig begabt
Kirsten, der ein Pädagogikstudium in Leipzig absolviert hatte, begann Anfang der 1960er Jahre mit dem Schreiben von Gedichten. Seit 1968 veröffentlichte er zahlreiche Gedichtbände. Kirsten war auch Essayist, Erzähler und Herausgeber von Anthologien, darunter die Lyriksammlung »Beständig ist das leicht Verletzliche« mit Gedichten unter anderem von Friedrich Nietzsche.
Kirsten hatte zu seinem 80. Geburtstag bekannt, ein ausgesprochen politischer Autor zu sein. Er thematisierte die NS-Verbrechen, mit denen er in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar konfrontiert wurde, ebenso wie Erstarrungen in der DDR und enttäuschte Hoffnungen im wiedervereinten Deutschland.
In Thüringen gehörte Kirsten zu den Mitgründern der hiesigen Literarischen Gesellschaft. Er habe sich für die Einrichtung des Thüringer Literaturpreises und des Literaturstipendiums Harald Gerlach eingesetzt und zahlreiche junge Autorinnen und Autoren gefördert. »Der Tod Wulf Kirstens hat uns alle bestürzt«, so der Literaturrat. »Wir verlieren mit ihm einen großen Dichter, unermüdlichen Anreger und Freund.«
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