Stuttgart (dpa) - Deutschlands Kunstkritiker haben das Kunstmuseum Stuttgart als »Museum des Jahres 2021« ausgezeichnet. Vertreter der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA würdigten am Montag den »besonders weit gespannten Blick« des Hauses auf die Kunstwelt.
Sowohl die unmittelbare Gegenwartskunst als auch die Klassische Moderne kämen mit Werken von Otto Dix oder Willi Baumeister zu ihrem Recht. »Das globale Kunstgeschehen hat in dem Haus am Stuttgarter Schlossplatz ebenso eine Bühne wie das künstlerische Schaffen in der Region«, urteilten die Kritikerinnen und Kritiker.
Die beste Ausstellung machten die Fachleute in Bayern aus. Die Schau »The Witness-Machine Complex« des britischen Turner-Preisträgers Lawrence Abu Hamdan im Kunstverein Nürnberg widmet sich den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen der Jahre 1945/46.
Das Stuttgarter Kunstmuseum wird seit 2010 von Ulrike Groos geleitet. Es hat sich nach dem Urteil der AICA-Kritiker einen Namen gemacht mit Ausstellungen, »die gekonnt die herkömmlichen Grenzen der Kunstsparten überwanden«. Die Jury würdigte unter anderem auch die 2005 gestartete Ausstellungsserie »Frischzelle«. In jährlichem Wechsel sei diese »ein gelungenes und wichtiges Experimentierfeld für junge Künstlerinnen und Künstler aus Baden-Württemberg«. Mit einer Ausstellung zur Rolle des Kunstmuseums im Nationalsozialismus stellte sich das Haus 2020 auch dem dunklen Kapitel seiner Geschichte.
»Ich bin total stolz für mein Team, weil es eine Wertschätzung unserer Arbeit der vergangenen Jahre ist«, sagte Museumsleiterin Groos der Deutschen Presse-Agentur. Das Kunstmuseum habe die Jury mit einer eigenen Handschrift und einem mutigen Programm überzeugen können.
Den Namen »Museum« trägt das Haus am zentralen Stuttgarter Schlossplatz erst seit 2005. Bis 1961 war die Kunstsammlung der Stadt als Städtische Galerie und ab 1961 als Galerie der Stadt Stuttgart bekannt.
Mit dem Titel »Besondere Ausstellung« kann sich die Schau »David Medalla: Parables of Friendship« im Bonner Kunstverein schmücken. Sie zeigt als erste umfassende Werkschau in Europa Zeichnungen, Collagen, Gemälde und Skulpturen des 2020 gestorbenen philippinischen Künstlers Medalla. »Die Show ist monumental, ohne prätentiös zu sein, komplex, ohne überladen zu sein, sanft und gewagt«, heißt es über die Ausstellung, die in Bonn bis Ende Januar 2022 zu sehen war.
In der deutschen AICA-Sektion sind mehr als 200 Autoren, Journalisten und Publizisten vertreten. Die undotierten Auszeichnungen werden jährlich vergeben, einen Termin dafür gibt es noch nicht. International wirken in dem Verband rund 5000 Kritiker mit.
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