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»Kunstkompass«: Gerhard Richter bleibt wichtigster Künstler

Er gilt als Ruhmesbarometer der Kunstwelt - der seit über einem halben Jahrhundert erscheinende »Kunstkompass«. Der Mann an der Spitze ist ein »Stil-Chamäleon«.

Gerhard Richter
Gerhard Richter bleibt laut »Kunstkompass« der weltweit wichtigste Künstler. Foto: Rolf Vennenbernd/DPA
Gerhard Richter bleibt laut »Kunstkompass« der weltweit wichtigste Künstler.
Foto: Rolf Vennenbernd/DPA

Der deutsche Maler Gerhard Richter (91) wird im Ranking »Kunstkompass« weiterhin als der weltweit wichtigste Künstler geführt. Seit nunmehr 20 Jahren behauptet der in Köln lebende Richter unangefochten die Spitzenposition. Auch die nächsten Ränge sind
unverändert: Auf Platz zwei bleibt der US-Konzeptkünstler Bruce Nauman (81), dahinter folgen die beiden Deutschen Georg Baselitz (85) und Rosemarie Trockel (70). Platz fünf belegt die US-Künstlerin und Fotografin Cindy Sherman (69).

Es schließen sich an: der in Wuppertal lebende Brite Tony Cragg (74), bekannt für seine abstrakten Skulpturen, der in Berlin wirkende dänische Installationskünstler Ólafur Elíasson (56), der deutsche Maler und Bildhauer Anselm Kiefer (78), der mehrfache Documenta-Teilnehmer William Kentridge (68) aus Südafrika und der minimalistische deutsche Maler Imi Knoebel (81).

Der seit 1970 bestehende »Kunstkompass« wird jährlich von der Kunstjournalistin Linde Rohr-Bongard aus Köln erstellt und erscheint im Magazin »Capital«. Bewertet und mit Punkten gewichtet werden unter anderem Ausstellungen in über 300 Museen, Rezensionen in Fachmagazinen, Ankäufe führender Museen und Auszeichnungen. Verkaufspreise und Auktionserlöse werden dagegen nicht berücksichtigt. Der »Kunstkompass« erfasst den Angaben zufolge mehr als 30.000 Künstler.

Großer Punktevorsprung von Richter

An Gerhard Richters andauernder Spitzenposition im Ranking der lebenden Künstler sei aufgrund seines großen Punktevorsprungs nicht zu rütteln, sagte Rohr-Bongard. »An Gerhard Richter kommt keiner vorbei. Und vermutlich wird das auch so bleiben.« Mit Ausstellungen wie »100 Werke für Berlin« in der Neuen Nationalgalerie habe er auch in diesem Jahr wieder ordentlich Punkte zugelegt und seinen Vorsprung uneinholbar ausgebaut. Sein andauernder Erfolg habe mit dem vielgesichtigen Oeuvre seiner virtuosen Malerei zu tun, sagte Rohr-Bongard der Deutschen Presse-Agentur. »Die immer wieder beschworene Litanei vom Ende der Malerei wird vom Stil-Chamäleon Richter spielerisch und höchst virtuos ad absurdum geführt.«

Richter selbst hatte zu seiner Platzierung vor Jahren in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur gesagt: »Als der Kunstkompass aufkam, hat es mich schon interessiert, ob ich dazugehöre. Aber das lässt dann nach, und wenn ich nicht extra darauf aufmerksam gemacht würde – wie jetzt – wüsste ich gar nichts davon.«

Die Liste der »Stars von morgen« - Künstler jenseits der Top 100, die den größten Punktezuwachs hatten - wird dieses Jahr angeführt von der Japanerin Yayoi Kusama (94), dem in Berlin lebenden dänischen Bildhauer Jeppe Hein (49) und dem Briten Sir Isaac Julien (63), der sechs Jahre als Professor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe tätig war.

Beim Extra-Ranking der verstorbenen Künstler steht wieder Pop-Art-Künstler Andy Warhol (1928-1987) an der Spitze, nachdem er im vergangenen Jahr kurzzeitig vom »Kunst-Schamanen« Joseph Beuys (1921-1986) verdrängt worden war (diesmal Platz 2). Drittplatzierter ist wieder der Kölner Maler Sigmar Polke (1941-2010), gefolgt von der französisch-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois (1911-2010) und dem deutsche Enfant terrible Martin Kippenberger (1953-1997). Er hatte einst von sich gesagt: »Ich arbeite daran, dass die Leute sagen können: Kippenberger war gute Laune!«

© dpa-infocom, dpa:231020-99-632837/4