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Krimis 2019: Von Putzfrauen und Untaten in der Mongolei

Krimizeit ist immer und überall. Die Verlage bieten ein schier unerschöpfliches Programm auf. Eine Begegnung mit alten Bekannten im Krimifrühjahr ist sicher. Aber auch Debütanten geben alles.

Don Winslow
Don Winslow beendet mit »Jahre des Jägers« seine Trilogie über den mexikanisch-amerikanischen Drogenkrieg. Foto: Jens Kalaene
Don Winslow beendet mit »Jahre des Jägers« seine Trilogie über den mexikanisch-amerikanischen Drogenkrieg. Foto: Jens Kalaene

HAMBURG. Vom Spiel mit der Angst geht eine eigentümliche Faszination aus, die im neuen Jahr kaum geringer geworden ist. Die Verlage haben sich drauf eingestellt und halten auch für das erste Halbjahr 2019 ein großes Repertoire an Spannungsliteratur bereit.

Ob gebunden, als Paperback, Hörbuch oder E-Book - Krimis und Thriller werden wohl wieder rund ein Drittel aller belletristischen Titel ausmachen - von bekannten bis hin zu neuen Autoren.

Zu Letzteren gehört der in Paris lebende Ian Manook, der im Blanvalet Verlag einen ungewöhnlichen Roman vorlegt: In seinem Debüt »Der Mongole. Das Grab in der Steppe« (Januar) muss Kommissar Yeruldelgger ein in der mongolischen Steppe lebendig begrabenes Mädchen ausbuddeln. Aus demselben Haus taucht zur Jahresmitte J.D. Barkers »The Fourth Monkey« wieder auf, dieses Mal mit »Das Mädchen im Eis«. Nicht zu vergessen Marc Elsbergs neuer Roman »Gier« (Februar). Der Wiener Autor hat die soziale Ungleichheit zum Thema seines Thrillers gemacht.

Noch im Januar werden im Schwesternverlag Limes die schwedischen Ermittler Alex Recht und Frederika Bergmann in Kristina Ohlssons »Sündengräber« aktiv. Im Mai serviert das Haus ein Kleinod: Autorin Alex Beer lädt wieder ins Wien der 1920er Jahre ein. Dort muss sich der kriegsversehrte Kriminalinspektor August Emmerich nicht nur gegen Eiseskälte aus Natur und Gesellschaft durchsetzen, sondern einen skrupellosen Mörder jagen. Nach »Der zweite Reiter« und »Die rote Frau« ist »Der dunkle Bote« nun der dritte Krimi der Emmerich-Reihe.

Noch einmal in den Norden führt der Schwede Matthias Edvardsson seine Leser in »Die Lüge« (März) - eine mörderische Familiengeschichte, erzählt aus drei Perspektiven. »Unfassbar gute düstere Spannung mit Südstaatenflair« gesteht die »Times« der Amerikanerin Laura McHugh zu, die ihren Roman »Im Sog der Schuld« am Mississippi ansiedelt. Dort reißt ein schreckliches Verbrechen eine Familie in den Abgrund (April).

Krimizeit ist immer und überall. Längst kommt ein Großteil der Genre-Lektüre auch aus heimischen Landen. Und damit sind nicht nur Regional-Krimis gemeint. Wohl allen gerecht wird da eine Geschichte aus dem Südwesten Deutschlands mit einem schwäbischen Touch: »Eiskalt weggewischt« heißt der humorige Krimi des Autorenteams Yvonne Schwegler und July Sjöberg, der im März im Pfefferkorn Verlag erscheint. In den dunklen Gängen des Heidelberger Schlosses geschieht ein Mord. Und zwei Putzfrauen sind irgendwie darin verwickelt...

Im Hause Droemer Knaur steht in diesem Jahr ebenfalls eine Reihe neuer deutscher Krimis auf dem Verlagsprogramm, angefangen bei Katja Bohnets »Krähentod« (März), in dem das bewährte Ermittlerteam Saizew und Lopez Morde in Berlin aufklären muss. Unter dem Namen Hazel Frost feuert Bohnet im Juli ihren »Last Shot« ab. Kerstin Cantz lässt in »Fräulein Zeisig und der frühe Tod« (März) eine der ersten Kriminalkommissarinnen Deutschlands in den 60er Jahren ermitteln, und Alexander Oetker wird im April mit den Zwillingen »Zara und Zoë« in eine neue Serie starten. Nicht zuletzt präsentiert Deutschlands bekannter Rechtsmediziner Michael Tsokos im März mit »Abgeschlagen« den Auftaktroman zu einer neuen True-crime-Serie.

Natürlich kommt der Verlag auch international rüber, zum Beispiel mit dem Zugpferd Don Winslow. Mit »Jahre des Jägers« (Februar) beendet der New Yorker seine Trilogie über den mexikanisch-amerikanischen Drogenkrieg, die zuvor schon mit »Tage der Toten« und »Das Kartell« für Furore sorgten. Das Epos wird von Ridley Scott verfilmt. Aus Großbritannien kommen der Psycho-Thriller »Die stumme Patientin« von Alex Michaelides (Mai) sowie »Smiling Man. Das Lächeln des Todes« von Joseph Knox (September).

Auf gute Bekannte greift auch Diogenes 2019 wieder zurück. Den Auftakt macht im Februar Deutschlands Krimi-Legende Ingrid Noll, die einen »Goldschatz« hebt. Und noch ein diabolisches Schmeckerchen: Der Amerikaner Dennis Lehane lässt sein Ermittlerduo Kenzie & Gennaro an religiöse Fanatiker geraten in »Alles, was heilig ist«. Im März folgen die Dänin Katrine Engberg mit dem Thriller »Blutmond« und der japanische Autor Fuminori Nakamura. In seinem Roman Noir »Die Maske« geht es um eine menschenverachtende Tradition.

Für April hat der Schotte Martin Walker zum elften Mal ins Périgord eingeladen, wo ein »Menu surprise« serviert wird. Bruno gibt sich hier sozusagen in einer Doppelrolle: als Chef de Police und als Chef de Cuisine. Das Périgord, so das Zürcher Verlagshaus, kann Nährboden für mörderische Gelüste sein. Im Mai macht Commissario Brunetti wieder von sich Reden, zum 28. Mal. In »Ein Sohn ist uns gegeben« kommt ihm einiges spanisch vor. Donna Leon holt dazu einen alten iberischen Kunsthändler nach Venedig.

HarperCollins schickt mal wieder Bestseller-Garant Tim Erzberg ins Rennen. In »Geisterfahrt« muss die Helgoländer Polizistin Anna Krüger erleben, dass der Hamburger Dom mitunter alles andere als Volksbelustigung bietet (Juni). Interessant ganz sicher auch das Märzangebot des Hamburger Verlagshauses: In »Destination Dallas« des Amerikaners Lou Berney wird im November 1963 ein Mann zum Verschwörer wider Willen rund ums Kennedy-Attentat. Alex Lake, ein in den Staaten lebender Brite, ist mit seinem Roman »Wovon du nichts ahnst« seit Jahresbeginn auf dem Markt und zugleich hochaktuell, denn es geht um Identitätsdiebstahl.

Mit dem Thriller-Debüt »Dark Call - Du wirst mich finden« überrascht Mark Griffin im März die Leser. Es handelt vom ersten Fall der forensischen Psychiaterin Holly Wakefield, die schlimmste Serienkiller therapiert und zur Ermittlerin wird.

Zwei weitere Angebote für Februar: Dean Koontz lässt in »Gehetzt« seine FBI-Agentin Jane Hawk von der Jägerin zur Gejagten werden. Und Michael Wood legt mit »Gieriger Zorn« den zweiten Teil einer Krimi-Serie um Mathilda Darke vor.

Dass ein Thriller auch Appetit macht, beweist neben den bekannten Gourmets Martin Walker und Donna Leon nun auch Florian Harms. Die Jagd nach dem perfekten Geschmack führt seine Privatermittlerin Calanda in »Versuchung«. Der »sinnliche« Debütroman des deutschen Journalisten erscheint im Februar bei Benevento publishing. Der österreichische Verlag lässt dann im März zu, dass Autor Martin Wehrle in »Die Ratte« Brancheninterna preisgibt - natürlich fiktiv und keinesfalls aus dem eigenen Haus - Startschuss zu einer neuen Krimi-Reihe.

Fortgesetzt wird hingegen Jo Nesbøs Harry-Hole-Reihe. Der zwölfte Band des Norwegers, »Messer«, erscheint im August bei Ullstein. Der Goldmann Verlag bringt zu Jahresbeginn einen historischen Krimi von Anne Perry mit dem vielversprechenden Titel »Die dunklen Wasser von London« heraus. Ein kriminelles Rätsel gibt Matthes & Seitz im März auf: Aus dem Blickwinkel der forensischen Psychiatrie schildert Wolfgang Schlüter in »Fox, oder der kleine Klavierschwindel« eine ebenso komische wie grimmig geschriebene Geschichte.

Der Berliner Verlag empfiehlt zudem eine alte, aber erstmals hier aufgelegte Grusellektüre, die zwar so klingt, aber nicht ins Krimi-Genre gehört: In »Spinnen« stellt der französische Verhaltensforscher Jean-Henri Fabre (1824-1915) die Frage: Mörderin oder Opfer? Eine spannende Konfrontationstherapie mit Krabbeltieren, bei der sich die Nackenhaare aufstellen. Auch ein Spiel mit der Angst. (dpa)