Kim de l'Horizon kann sich nach dem Buchpreis und dem Erfolg des Romans »Blutbuch« nach eigenen Worten mehr leisten. »Ich habe ja vorher immer unter dem Existenzminimum gelebt und plötzlich kann ich mir solche Sachen wie Essen-Bestellen leisten, obwohl ich da gar nicht auf großem Fuß leben will«, sagt de l'Horizon laut 3sat in einem Beitrag des Magazins »Kulturzeit« kommende Woche.
Erfolg und Auszeichnung geben demnach das Gefühl, »in dieser Gesellschaft plötzlich angekommen zu sein, aber mich auch jetzt fragen zu müssen: Wie gehe ich damit um? Ich glaube mit Geld, auch mit gar nicht so viel Geld, kommt auch irgendwie eine Verantwortung. Was man kauft, wo man das kauft et cetera. Wenn man kein Geld hat, kauft man sowieso einfach immer das Billigste, irgendwie notgedrungen«.
Angst und Gewalt
Kim de l'Horizon kommt aus der Schweiz und sieht sich weder als Mann noch als Frau. Zur weltpolitischen Situation sagt de l'Horizon laut 3sat: »Ich nehme jetzt unsere Gesellschaft so wahr, dass fast alles, was wir tun, eigentlich von Angst motiviert ist, auch auf rein politischer Ebene.« Und: »Ich glaube, dass wir alle durch Gewalt geprägt sind, auch nicht nur durch Makrogewalt, sondern auch durch Mikrogewalt. Durch ganz kleine Erlebnisse, die uns immer das Gefühl gegeben haben, dass wir nicht genügen. Dass es nicht genügt. Dass es auf der Erde zu wenig Essen, Wasser, Energie gibt. Und das sind ja eigentlich Fiktionen - diese Mangelerzählungen.« Wenn man etwa die Ernährungs- und Nahrungsmittelkrise angucke, gäbe es eigentlich genug Essen, »aber durch politische Machenschaften gibt es diesen Mangel«.
In der 3sat-»Kulturzeit« lassen in der Reihe »Ausblicke – Künstler*innen über ihr 2023« von Montag bis Freitag (9. bis 13.1., jeweils ab 19.20 Uhr) Kulturschaffende Vergangenes Revue passieren und geben Ausblick auf das, was sie sich erhoffen - neben Kim de l'Horizon zum Beispiel auch Bibiana Beglau und Caroline Peters.
3sat ist ein TV-Programm von ZDF, ORF, SRG und ARD.
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