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Kerkeling über Preisträger: So viel lange nicht mehr gelacht

Schwarzer Humor, Selbstironie und eine starke Bühnenpräsenz sind die Kabarett-Zutaten des ScharfrichterBeil-Preisträgers 2023. David Stockenreitner begeisterte auch einen prominenten Juror.

David Stockenreitner
Zum 40. Mal ist in Passau der Kabarettpreis ScharfrichterBeil vergeben worden. Bekommen hat ihn in diesem Jahr: David Stockenreitner. Foto: Armin Weigel/DPA
Zum 40. Mal ist in Passau der Kabarettpreis ScharfrichterBeil vergeben worden. Bekommen hat ihn in diesem Jahr: David Stockenreitner.
Foto: Armin Weigel/DPA

Bei seinen Gags blieb dem Publikum im Passauer Scharfrichterhaus beinahe das Lachen im Halse stecken - aber nur beinahe. Der österreichische Kabarettist David Stockenreitner hat die Jury am Mittwochabend mit seinem messerscharfen Humor überzeugt und ist mit dem ScharfrichterBeil 2023 ausgezeichnet worden. Der Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für Nachwuchs-Kabarettisten im deutschsprachigen Raum.

Der 33-Jährige thematisiert in seinem Programm seine körperliche Behinderung und setzt zielsicher Pointen. Komiker Hape Kerkeling (58) war begeistert von Stockenreitners Witz. Die Comedy-Legende war 1983 im Alter von 18 Jahren der erste Beil-Preisträger im Scharfrichterhaus gewesen.

Über Stockenreitner sagte Kerkeling nach der Siegerehrung: »Der hat den Vogel abgeschossen. So viel habe ich schon lange nicht mehr gelacht.« Und weiter: »So komisch, so brillant, so auf den Punkt, so literarisch, so eine Bühnenpräsenz, so witzig, so charmant. Ich glaube und hoffe, das wird eine große Karriere.«

Stockenreitner greift eigene Alltagserlebnisse auf, spitzt sie hintersinnig zu und feuert seine Gags wie Pfeile ins Schwarze. Wie beiläufig hält er der Gesellschaft den Spiegel vor und greift gesellschaftspolitische Themen auf wie Umgang mit Menschen mit Behinderung, Onlineshopping oder Kirche.

Kerkelings Auftritt 1983

Komiker Kerkeling erinnerte bei seiner Rückkehr ins Scharfrichterhaus an seinen Auftritt 1983. Er sei damals als Ersatzmann auf die Kandidatenliste nachgerückt und habe nicht gleich für Begeisterung gesorgt mit seiner Geschichte von seinem Meerschweinchen und seiner Tante. Das sei vielleicht lustig, aber nicht gesellschaftspolitisch relevant, habe Scharfrichterhaus-Mitbegründer Walter Landshuter gemeint. Dass er doch den ersten Platz belegte, habe ihm eine »unglaubliche Karriere« eröffnet, sagte Kerkeling. »Das habe ich dem Scharfrichterhaus nie vergessen.« Und er scherzte lachend: »Es ist 40 Jahre her. Das Schönste ist: Ich lebe noch.«

Walter Landshuter erinnerte sich, Hape Kerkeling nicht viel zugetraut zu haben. »Wir waren hier kampferprobt gegen die CSU und die Kirche - und dann sitzen wir mit dem Bürscherl da.« Aber: Er sei der Talentierteste gewesen und habe das Publikum sofort im Griff gehabt.

© dpa-infocom, dpa:231207-99-210475/2