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Gorillaz-Album webt Geschichten

Die Kreativität des musikalischen Genies Damon Albarn ist noch lange nicht erschöpft. Mit der vielseitigen Platte »Cracker Island« setzt er die erstaunliche Geschichte der fiktiven Band Gorillaz fort.

Gorillaz
Der Brite Damon Albarn steckt hinter der virtuellen Band Gorillaz. Foto: Roni Rekomaa
Der Brite Damon Albarn steckt hinter der virtuellen Band Gorillaz.
Foto: Roni Rekomaa

Hunderte Menschen auf dem New Yorker Time Square halten ihre Smartphones in die Höhe, starren wie gebannt auf die Bildschirme. Darauf zu sehen sind die auf gigantische Größe angewachsenen Mitglieder der virtuellen Band Gorillaz, die den weltberühmten Platz scheinbar als Bühne für einen Auftritt nutzen.

Die Szene spielte sich im Dezember bei der Vorstellung des Songs »Skinny Ape« ab. Das dazugehörige Album »Cracker Island« erscheint an diesem Freitag. Es ist bereits das siebte Studioalbum der fiktiven Band.

Unterstützung von bekannten Musikern

Hinter der Musik der Comic-Bandmitglieder Murdoc Niccals, 2-D, Noodle und Russel Hobbs steckt der Brite Damon Albarn, der dafür immer wieder mit anderen hochkarätigen Musikern kooperiert. Für das neue Album hat er sich unter anderem mit Stevie Nicks (Fleetwood Mac) und dem puerto-ricanischen Rapper Bad Bunny zusammengetan. Herausgekommen ist ein Album, das den früheren Platten in nichts nachsteht.

Albarn, auch für seine Rolle als Frontmann der Britpop-Band Blur bekannt, erweist sich wieder einmal als musikalisches Genie, das keine Genre-Grenzen kennt. Crossover, Hip-Hop, Indie-Rock, Latin und eine Prise Funk - das neue Gorillaz-Album macht Laune, weil es so vielseitig ist. Trotzdem hat es den unverkennbaren Gorillaz-Klang, der sich durch die zehn Songs auf der Platte zieht.

Titel zwischen tanzbar und nachdenklich

Der Song »Cracker Island« ist ein durchaus tanzbares Stück mit Funk-Elementen, für das Albarn den US-Bassisten Thundercat an Bord geholt hat. »Silent Running« ist ein nachdenklicher Track, der an Soul-Klassiker erinnert. Beim melancholischen »Skinny Ape« dominiert die Bass-Gitarre nach einem folkigen Auftakt. Für »New Gold« hat Albarn mit dem Rapper Bootie Brown und dem psychedelischen Musik-Projekt Tame Impala zusammengearbeitet.

Seine Songtexte seien »ein Haufen komischer Unsinn, es ist Müll«, sagt Albarn in einem Interview-Ausschnitt, der auf seinem Instagram-Aufritt zu sehen ist. Doch die anschließende Erläuterung weckt Zweifel, ob er das ernst meint: »Im ersten Vers geht es um die Art von hypnotischer Natur von Schönheit und wie gefährlich das sein kann«, so Albarn über »Silent Running«. Eine Deutung der Lyrics ist jedenfalls nicht einfach und nicht unbedingt gewollt.

Album lässt Bilder im Kopf entstehen

Doch womöglich ist es gerade das, was die Gorillaz-Texte so gut macht: Der Sinn kann vom Zuhörer selbst gedeutet und in einen Kontext gebettet werden. Auch wer mit der düsteren Grusel-Ästhetik des von Künstler Jamie Hewlett erschaffenen Comic-Universums nichts anfangen kann, sollte sich die Songs anhören. Die Musik allein weckt Erinnerungen und Assoziationen, lässt im Kopf Bilder entstehen und webt Geschichten.

Albarn beschreibt die Entstehung des Songs »Silent Running«, bei dem er sich »unterbewusst« von dem gleichnamigen Science-Fiction-Film (Deutsch: »Lautlos im Weltraum«) inspirieren ließ, als »hypnotisierenden Zustand, in dem man sich befindet, wenn man einem Gedanken folgt«. Mit dem neuen Gorillaz-Album lädt er dazu ein, sich ebenfalls in Gedanken zu verlieren.

© dpa-infocom, dpa:230221-99-676917/8