In düsteren Zeiten von Krieg und Klimakrise will die Band Fury in the Slaughterhouse Mut machen. »Hope«, also Hoffnung, heißt das 14. Studioalbum der sechs Musiker aus Hannover. Die Fans erwarten zwölf neue Songs zwischen Rock, Pop und Indie - Fury-typisch gitarrenlastig und mit emotionalem Songwriting.
Eröffnet wird »Hope« mit der Hymne »Don't Give Up!«, welche die Hörerinnen und Hörer in die 1990er Jahre zurückversetzt, als die Jungs aus Hannover sich auf mitreißenden Konzerten bundesweit eine Fan-Gemeinde erspielten und 1993 mit dem Album »Mono« sogar in den USA einen Erfolg landeten. Furys große Hits wie »Won't Forget These Days« oder »Time To Wonder« gehören für viele zum Soundtrack des eigenen Lebens und werden bis heute auf Partys gespielt - von der Abi-Feier bis zum 60. Geburtstag.
Sich für andere Menschen einsetzen
Aber wie lässt sich angesichts der deprimierenden Weltlage Hoffnung schöpfen? »Menschen, die bereit sind, ihre Energie für andere Menschen einzusetzen, machen uns Hoffnung«, sagt Fury-Gitarrist Christof Stein-Schneider (61). Während ihrer am 1. Juli in Aurich gestarteten Tour unterstützt die Band verschiedene Hilfsorganisationen.
Unter dem Motto #HoffnungVerändertAlles werden diese Vereine auch in Videos auf der Fury-Website vorgestellt. Auf den Konzerten kann gespendet werden - in Berlin etwa für die Stiftung des Fußballvereins Union Berlin, in Hannover für die lokale Weihnachtsfeier für Obdachlose und Bedürftige, bei der die Fury-Mitglieder schon mehrmals als Überraschungsgäste auftraten.
Nach fast zehn Jahren kam die Versöhnung
Hoffnung können die Musiker auch aus ihrem eigenen Weg schöpfen. Im Streit hatte sich die Band im Jahr 2008 nach mehr als vier Millionen verkauften Alben aufgelöst, doch 2017 kam die Versöhnung. Die folgenden Konzerte waren meist restlos ausverkauft, das erste Studioalbum nach langer Zeit mit dem Titel »Now« stieg im Frühjahr 2021 auf Platz 2 der deutschen Charts ein.
»Wenn das Album gefloppt wäre, dann hätte es dieses Album vielleicht nicht gegeben«, sagt Leadsänger Kai Wingenfelder über »Hope«. Wie schon beim Vorgänger arbeiteten sie mit dem Produzenten Vincent Sorg (Broilers, Die Toten Hosen) zusammen. Und im Gegensatz zu früher gab es keinen Zoff, sondern »großen Spaß« im Studio, wie der 63-Jährige betont: »Wir haben in der Auszeit zu schätzen gelernt, was wir an dem anderen haben. Es hat sicher auch was mit dem Alter zu tun. Man konzentriert sich irgendwann auf die guten Dinge.«
Nach der Tour wollen die Musiker sich wieder Solo-Projekten widmen, wie schon während der zwischenzeitlichen Auflösung der Band mit dem bizarren Namen. Kai und sein Bruder Thorsten Wingenfelder treten dann wieder als Duo auf.
In den 90ern mit den Pogues auf Tour
Die Rolling Stones und die irische Gruppe U2 inspirierten Fury in der Anfangszeit. In den 90er Jahren war die Gruppe aus Hannover zudem mit der irischen Folk-Punk-Band »The Pogues« auf Tour. Der Song »Far Cry From Home« auf dem neuen Album feiert irische Kneipenmusik.
»Als wir für die Pogues damals in Hamburg eröffneten, haben wir gelernt, wie man auf der Bühne 0,3-Liter-Bierbechern ausweicht«, erzählt Kai Wingenfelder. »Und dass ein Publikum nach nur einem Akkord aussehen kann wie tanzende Basketbälle.« Auf eine solche Stimmung hofft die seit mehr als 35 Jahren geschulte Live-Band auch bei ihren eigenen Konzerten in diesem Sommer - Hannover und Gelsenkirchen sind bereits ausverkauft.
Die sechs Furys leben seit Jahrzehnten ihren Traum, aber was rät Kai Wingenfelder jungen Musikern? »Klempner werden. Damit kann man eine Menge Geld verdienen«, sagt der Sänger trocken. »Wenn du einmal eine Heizung klarmachst, hast du mehr verdient als die meisten Musiker in zwei Monaten.« Das sei jetzt der sarkastische Tipp. »Aber ernsthaft: Man soll nie aufhören zu träumen, aber man sollte auch nicht nur träumen. Wenn man nicht für eine Sache brennt, kann man auch kein Feuer anzünden.«
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