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Extra gesichert: Trierer Goldschatz wieder zu sehen

Nach dem versuchten Raub des weltweit berühmten Trierer Goldschatzes ist das dortige Münzkabinett nun sicherer als je zuvor. Die gut 2500 Münzen aus Gold können Besucher ab Samstag wieder bewundern. Es hat lange gedauert.

Trierer Goldschatz
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz schaut sich im Rheinischen Landesmuseums den Trierer Goldschatz an. Foto: Harald Tittel
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz schaut sich im Rheinischen Landesmuseums den Trierer Goldschatz an.
Foto: Harald Tittel

Die »Ahs«, »Ohs«, und »Wows« sind ihm sicher. In voller Pracht thront der Trierer Goldschatz inmitten des neuen Münzkabinetts im Rheinischen Landesmuseum Trier. Rund drei Jahre nach dem versuchten Raub werden die gut 2500 Münzen aus purem Gold wieder gezeigt - in einer Schatzkammer, die sicherheitstechnisch nach Top-Standards aufgerüstet wurde. Mehr als eine Million Euro hat das Land Rheinland-Pfalz für den Neubau des Münzkabinetts mitsamt neuster Sicherheitstechnik investiert.

»Der größte Goldmünzenschatz der römischen Kaiserzeit weltweit ist eines unserer Highlights im römischsten aller Bundesländer«, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) bei der Vorstellung. Nicht auszudenken, wenn er gestohlen worden wäre. »Dieser Schatz ist nicht ersetzbar.« Museumsdirektor Marcus Reuter fügte hinzu: »Sein kultureller Verlust wäre unwiederbringlich gewesen.« Das Münzkabinett ist ab Samstag (10. September) für Besucher geöffnet.

Der Schock saß tief: Im Oktober 2019 hatten Einbrecher versucht, den 18,5 Kilogramm schweren Schatz im Museum zu stehlen. Sie schafften es jedoch nicht, den Kubus aus Panzerglas über den Goldmünzen zu öffnen, bevor die Alarmanlage anging und die Polizei anrückte. Sie flüchteten ohne Beute. Seit dem Diebstahlsversuch waren die Münzen laut Reuter »an einem geheimen, sicheren Ort« untergebracht.

Sicherheitsvorkehrungen »High End, weltweit Champions League«

»Heute ist der Schatz so sicher wie er noch nie war«, sagte er weiter. Die Pfeilervitrine in der Mitte des Raumes sei »High End, weltweit Champions League«. Dem Schatz eben angemessen. »Er spielt in derselben Liga wie die Himmelsscheibe von Nebra.« Auf den Goldstücken sind insgesamt 29 römische Kaiser oder deren Verwandte abgebildet - quasi von Kaiser Nero bis Mark Aurel. Mit dabei seien 100 Münztypen, die es nur in diesem Schatz gebe.

Der Goldschatz war 1993 überraschend bei Bauarbeiten für ein Parkdeck in der ehemaligen Römerstadt gefunden worden. »Ein Jahrhundertfund«, sagte Lewentz. Forscher gehen davon aus, dass das antike Gold im Jahr 196 n. Chr. während eines Bürgerkrieges von einem Unbekannten in einem Keller vergraben wurde. »Eine Goldmünze entsprach dem Monatsgehalt eines römischen Legionärs«, sagte Reuter.

Goldschatz »der unangefochtene Star« im Trierer Museum

Vor schwarzem Hintergrund in der neuen Schatzkammer stechen die Münzen prägnant hervor. Insgesamt liegen im Münzkabinett rund 14.000 Münzen, die die Geschichte des Geldwesens von den Kelten bis ins frühe 20. Jahrhundert erzählen. Der Goldschatz sei aber »der unangefochtene Star«, sagte Reuter. Sein Wert werde auf rund zehn Millionen Euro geschätzt.

Im August 2021 war ein damals 28-Jähriger vom Landgericht Trier zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte gestanden, bei der Tat Schmiere gestanden zu haben. Zwei Täter, die noch unbekannt sind, hätten versucht, den Schatz zu stehlen, sagte er damals.

Ermittlungen nach versuchtem Diebstahl dauern an

Für die Trierer Polizei ist die Akte noch nicht geschlossen. »Wir wollen gerne alle Täter haben«, sagte Polizeipräsident Friedel Durben. Man bleibe an dem Fall dran - die Ermittlungen dauerten an. »Als Polizei sind wir stolz, den Diebstahl des Goldschatzes verhindert und zeitnah einen Täter überführt zu haben.«

Wie genau Diebe künftig abgeschreckt werden - dazu wollte Fachmann Michael von Focht vom Landeskriminalamt keine Details verraten. Nur so viel: Es handele sich um ein gut aufeinander abgestimmtes System aus mechanischer und elektronischer Sicherung.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sagte, er sei dem Land dankbar, »dass hier mit großem Aufwand das kulturelle Erbe für die Gäste aus aller Welt modern und vor allem sicher präsentiert wird«. Der Schatz habe für Trier »eine ganz große Bedeutung«.

Die Wiedereröffnung des Münzkabinetts war immer wieder verschoben worden. Eine »Lösung von der Stange« habe es nicht gegeben, es brauchte etliche Sonderanfertigungen. Hinzu kam »eine angespannte Lage« am Handwerker- und Rohstoffmarkt. Teils sei man mit Lieferzeiten von bis zu 56 Wochen konfrontiert gewesen, erzählte der Minister.

Der Schatz ist das Aushängeschild des Trierer Museums. Bis zum 27. November ist dort auch die rheinland-pfälzische Landesausstellung »Der Untergang des Römischen Reiches« zu sehen, die auf großes überregionales Interesse stößt. Bald werde man dort den 75.000. Besucher begrüßen, sagte Lewentz.

© dpa-infocom, dpa:220905-99-644058/2