Bis zuletzt ist das Team von »Im Westen nichts Neues« in Hollywood auf Trab. Wenige Stunden vor der Oscar-Nacht wurde am Samstag (Ortszeit) auf dem traditionellen Empfang der deutschen Anwärter in der historischen Villa Aurora mit Hunderten Gästen gefeiert. »Ich kann es immer noch nicht packen«, sagte Daniel Brühl (44), der den Antikriegsfilm nach der Vorlage des Romans von Erich Maria Remarque mitproduzierte und darin einen deutschen Politiker spielt. Kürzlich sieben Bafta-Preise in London und jetzt neun Oscar-Chancen, darunter auch in der Top-Sparte »Bester Film«, beschreibt Brühl als »einfach ungeheuerlich«.
Es sei beeindruckend, welche Ehre dem Film aus England und den USA zuteil werde. »Das hat es so noch nicht gegeben. Es ist ein Stück Filmgeschichte«, begeistert sich Brühl. Sonntagnacht wird er mit seiner Frau bei den Oscars sein. Auch die Kollegen Felix Kammerer und Albrecht Schuch sind dabei. Über 40 Nominierte und Gäste vom Team um Regisseur Edward Berger fiebern der Gala entgegen.
Hauptdarsteller Kammerer (27) ist noch recht gelassen. »Einfach ruhig bleiben, noch was Gutes essen, bevor es losgeht«, ist sein Plan für Sonntag- »und es einfach genießen«. Erwartungen habe er keine, sagt Schuch (37). »Wir haben doch schon alles gewonnen, mit so wahnsinnig vielen Nominierungen«.
Weitere Preischancen für deutsche Filmschaffende
Für Regisseur Berger hat der Empfang in der Villa Aurora eine besondere Bedeutung. 2015 war er in der heutigen Künstlerresidenz zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Nele Mueller-Stöfen, mehrere Monate lang Stipendiat.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verwies bei dem Event auf die historische Bedeutung der Villa, in der einst der Schriftsteller Lion Feuchtwanger nach der Emigration aus Nazi-Deutschland mit seiner Familie lebte. Los Angeles wurde zum Zufluchtsort für viele Exilanten, auch für Remarque, dessen Buch nach der Machtübernahme Adolf Hitlers verboten und 1933 bei der Bücherverbrennung vernichtet wurde.
Neben dem für neun Oscars nominierten Team von »Im Westen nichts Neues« gibt es weitere Preischancen für deutsche Filmschaffende. Der gebürtige Braunschweiger Florian Hoffmeister ist für seine Kameraarbeit bei »Tár« nominiert. In dieser Sparte trifft er unter anderem auf den Briten James Friend, der »Im Westen nichts Neues« ins Bild setzte.
Der gebürtige Münchner Michael Keller (52), der seit über 30 Jahren als Audioingenieur in den USA arbeitet, ist für das Biopic »Elvis« in der Sparte »Bester Ton« nominiert. Auch dort mischt »Im Westen nichts Neues« mit, neben Blockbustern wie »Avatar: The Way of Water«, »Top Gun: Maverick« und »The Batman«. Ganz schön stressig sei das, meint Keller. »Alles Top-Arbeiten, wir sind alle Freunde, und keiner weiß, wer gewinnt.«
Vor dem Dolby-Theatre, wo am Sonntagabend (Ortszeit) die Gäste über den erstmals champagnerfarbenen statt roten Oscar-Teppich laufen, wurde Stunden zuvor noch dekoriert. Fernsehteams probten mit Statisten den Ablauf für Hollywoods große Nacht. Gastgeber ist zum dritten Mal der US-Komiker Jimmy Kimmel. Als Presenter wurden vorab Stars wie Harrison Ford, Halle Berry, John Travolta und Glenn Close angekündigt.
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