MAINZ. Nach dem Umbau der Nachrichtensparte des ZDF im Internet hat der öffentlich-rechtliche Sender auch am TV-Nachrichtenprogramm nachgesteuert. Am Montag (23.45 Uhr) startet ein neues Magazin - eine Spätausgabe des gleichnamigen Flaggschiffs »heute journal«, das täglich ein Millionenpublikum hat.
»heute journal update« heißt das Magazin - von Montag bis Freitag gegen Mitternacht mit 15 Minuten Nachrichten, Hintergrundberichten, Schaltgesprächen und Interviews, wie der Sender mit Sitz in Mainz ankündigte.
»Die neue «heute journal update»- Ausgabe ist Teil einer größeren Strukturveränderung innerhalb der Nachrichtenabteilung«, sagte die stellvertretende Chefredakteurin und Leiterin der Hauptredaktion Aktuelles, Bettina Schausten, der Deutschen Presse-Agentur. »Mit dem Relaunch der ZDFheute App haben wir die Verzahnung und Zusammenarbeit zwischen TV und Netz konsequent crossmedial aufgestellt.«
Das bisherige Spätformat »heute+« wird es nicht mehr geben. Schausten erläuterte den Schritt auch so: »Es wird künftig keine eigene Redaktion für die Spätausgabe geben, sondern wir verlängern die Informationsstärke des «heute journals» in die Nacht.« Anders als bei »heute+« sollen in der Update-Sendung auch Interviews zu sehen sein. »Damit können wir in der Verlängerung des «heute journals» bestimmte politische Diskussionen noch am selben Abend vorantreiben«, sagte Schausten.
Ein Teil der Redaktion von »heute+« ist demnach in die Redaktion des »heute journals« gewechselt, ein anderer Teil wird sich in der »heute«-Redaktion verstärkt um Live-Streams kümmern, von denen es im Netzangebot ZDFheute künftig mehr geben soll. Im Internet soll zugleich aber keine Parallelwelt mit quasi einem eigenen Nachrichtensender entstehen.
Am eigenen Nachrichtenangebot hatte unlängst auch die ARD Änderungen vorgenommen. Für die »Tagesthemen« im Ersten gibt es mehr Sendezeit. Seit Tagen ist auch eine neue Rubrik (»Mittendrin«) integriert, die Regionen näher beleuchtet. Das ZDF setzt, was das Regionale angeht, zum Beispiel Akzente in der Mediathek, die mit der Rubrik »Mitten in Deutschland« die Berichte aus den Bundesländern bündelt.
Beim ZDF steht im nächsten Jahr eine weitere Neuerung an: Das virtuelle Studio, in dem die Nachrichten präsentiert werden, soll erneuert werden. »Das wird im Laufe des Jahres 2021 auf dem Bildschirm sichtbar werden«, kündigte Schausten an.
Das Moderatorenteam des ZDF-Nachrichtenmagazins »heute journal« wird in der Zusammensetzung auch im gesamten Jahr 2021 im Fernsehen zu sehen sein. Schausten sagte der dpa, Claus Kleber habe auf ihre Bitte hin eingewilligt, »noch bis Ende nächsten Jahres zu bleiben.« Damit verlängere er noch einmal um sechs Monate. Kleber - einer der bekanntesten Nachrichtenmoderatoren in Deutschland - ist Anfang September 65 Jahre alt geworden.
Schausten, die vielen Zuschauern aus ihrer früheren Funktion als ZDF-Hauptstadtstudio-Leiterin und ihren Sommerinterviews mit Politikern bekannt ist, betonte: »Es hat sich jetzt noch einmal sehr deutlich gezeigt, wie groß der Wert von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gerade in Krisenzeiten ist, die ihre Ankerfunktion gut und glaubhaft ausfüllen.«
Neben Kleber moderieren Marietta Slomka und Christian Sievers das »heute journal«, das täglich am späteren Abend zu sehen ist. Hin und wieder moderiert auch die stellvertretende Chefredakteurin Schausten das Magazin. Für die Nachrichten in der Sendung sind Gundula Gause, Kay-Sölve Richter und Heinz Wolf zuständig.
In der Spätausgabe sieht die Besetzung so aus: Hanna Zimmermann, die von »heute+« kommt, und Nazan Gökdemir (»Arte Journal«) präsentieren im Wechsel, zudem wird »heute journal«-Redaktionsleiter Wulf Schmiese für einige Wochen im Jahr als Moderator zu sehen sein.
In den ZDF-Redaktionen, die für die Nachrichtensparte zuständig sind, arbeiten insgesamt rund 300 feste und frei angestellte Mitarbeiter. Auf die Frage, ob und wie sich die Rolle von ZDF-Reportern in Zeiten des digitalen Wandels mit der Bedeutung von Bewegtbild und sozialen Kanälen ändern könnte, machte Schausten klar: »Ich glaube, dass die Rolle des Reporters im Kern keine andere wird. Er soll vor Ort beobachten, recherchieren und sagen, was Sache ist.« Er sei mit der Garant dafür, dass man korrekt berichte.
Zugleich seien die Arbeitsweisen für den Reporter aber über die Jahre der Digitalisierung gerade technisch herausfordernder geworden. Sie betonte auch: »Die Formen der Berichterstattung ändern sich, aber für mich steht an erster Stelle immer der Inhalt und die Fakten, die die Reporter liefern können und müssen.«
Selbstkritisch zurückblickend auf die vergangenen Jahre sagte Schausten: »Wir haben lange gebraucht, bis wir erkannt haben, dass wir durch die Digitalisierung nicht mehr nur Sender sind, sondern, dass es einen Rückkanal gibt. Das ist heute anders.« In den ersten Jahren habe man diesen Rückkanal zu spät wahrgenommen. (dpa)