Kulturstaatsministerin Claudia Roth bedauert, sich nicht bereits vor der von Antisemitismus-Vorwürfen geprägten documenta-Eröffnung entschiedener zu Wort gemeldet zu haben.
»Mir ist bewusst, dass es nicht reicht, wenn ich sage: Ich konnte nicht mehr tun. Auch wenn es objektiv stimmt. Vielleicht hätte ich bei den Diskussionen im Vorfeld der documenta-Eröffnung lauter und deutlicher sein sollen, sein müssen«, sagte die Grünen-Politikerin dem Nachrichtenmagazin »Stern«. Die Vorkommnisse in Kassel nannte Roth eine »Kette der Verantwortungslosigkeit, wo am Ende keiner verantwortlich gewesen sein will«.
Gelernt habe sie aus dem Vorgang, »dass ich mehr mitreden möchte, sobald der Bund Geld gibt«. Dabei bekräftigte die Politikerin ihre jüngsten Forderungen, dem Bund mehr Einfluss und eine unmittelbare Einbindung in die Strukturen der documenta zu geben.
Roth wendet sich gegen Relativierungsversuche
»Es kann nicht sein, dass in diesem Kunstföderalismus manchmal gerne Fördermittel entgegengenommen werden, aber konkrete Mitsprache zurückgewiesen wird. Wenn ich für etwas tatsächlich verantwortlich bin, habe ich auch kein Problem damit, verkloppt zu werden, wenn etwas schiefläuft.«
Bereits seit Monaten kursieren Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta. Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung war ein Banner mit judenfeindlichen Motiven entdeckt und abgebaut worden. Roth betonte, der Bund sei in den Strukturen der documenta nicht vertreten und alle relevanten Entscheidungen zur diesjährigen Ausstellung seien bei ihrem Amtsantritt bereits getroffen worden.
Entschieden wandte sich die Kulturstaatsministerin gegen Versuche, antisemitische Darstellungen durch den Verweis auf die Herkunftsländer der Künstler zu relativieren. »Antisemitismus ist und bleibt Antisemitismus, ob in Indonesien, in der Türkei oder sonst wo«, sagte Roth. Wenn ausländische Künstlerinnen und Künstler zu einer deutschen Ausstellung eingeladen würden, müssten sie wissen, »was historische Verantwortung gerade hier bedeutet«.
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