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Choreograph Volpi wird Neumeier-Nachfolger in Hamburg

Der 36-jährige Demis Volpi übernimmt die Hamburger Ballett-Intendanz und wird damit 2024 der Nachfolger des legendären John Neumeier. Der leitet seit fast 50 Jahren die Geschicke der Kompagnie.

Choreograph Demis Volpi
Demis Volpin wird ab der Spielzeit 2020/21 künstlerischer Leiter des Balletts in Düsseldorf. Foto: David Young
Demis Volpin wird ab der Spielzeit 2020/21 künstlerischer Leiter des Balletts in Düsseldorf.
Foto: David Young

Der Nachfolger von John Neumeier, dem legendären Chef des Hamburger Balletts, ist gefunden: Es wird der 36 Jahre alte Choreograph Demis Volpi, der im Moment noch Ballettdirektor und Chefchoreograph des Ballett am Rhein in Düsseldorf ist. Damit kommt gleichzeitig ein Generationswechsel auf die Kompagnie an der Elbe zu - allerdings erst im Sommer 2024. Für den 83 Jahre alten Neumeier verzögert sich der geplante Abschied damit um ein Jahr. Ursprünglich wollte er nach 50 Jahren an der Spitze des Hamburger Balletts im Sommer 2023 aufhören. Nun hat er um eine 51. Spielzeit verlängert.

Die Suche nach dem neuen Ballett-Chef habe über ein Jahr gedauert, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Donnerstag in Hamburg. Dabei sei es explizit nicht um einen Bruch durch eine Neubesetzung gegangen. »Das hätte auch jeglicher Vernunft widersprochen, weil wir hier eine ganz besondere Tradition, eine ganz besondere Kraft, einen ganz besonderen Geist in der Kompagnie haben, den wir auch weiterentwickelt sehen wollen.«

Volpi wolle das Erbe Neumeiers nun behutsam weiterentwickeln und um neue choreographische Sprachen erweitern, so Brosda weiter.

Surreale Situation

Für ihn sei die Situation im Moment noch ein bisschen surreal, sagte Volpi bei seiner Vorstellung im Ballettzentrum Hamburg. »Gestern Vormittag habe ich noch mit meinem Ballett am Rhein für unsere nächste Premiere geprobt und jetzt bin ich Teil von etwas, das wirklich Tanzgeschichte ist.« John Neumeiers Schaffen der vergangenen 50 Jahre habe Auswirkungen auf den Tanz weltweit. »Seine Arbeit ist eine Inspiration für Künstlerinnen und Künstler aller Art.«

Volpi versprach, dass seine choreographische Sprache ein Teil des Neuen werde, aber nicht das einzige bleibe. »Es wird sich eine Mehrsprachigkeit ergeben.« Die Kompagnie sei sehr besonders und habe einen sehr besonderen Spirit.

In Düsseldorf bedauerte man den baldigen Weggang des Ballettdirektors, mit dem die Deutsche Oper am Rhein gern weiter gearbeitet hätte. »Er ist ein wunderbarer Künstler, Kollege und Ballettdirektor«, sagte der Generalintendant Christoph Meyer.

Volpi, der vor seiner Station in Düsseldorf fünf Jahre in Stuttgart Haus-Choreograph war, übernimmt 2024 fast alle Ämter von Neumeier. Damit wird er nicht nur Intendant des Hamburg Balletts, sondern auch Geschäftsführer an der Staatsoper und Leiter des Ballettzentrums. Die Intendanz des Bundesjugendballetts bleibt bei Neumeier.

Der sieht seine Verlängerung am Hamburg Ballett als einen Epilog seiner 50-jährigen Geschichte in der Hansestadt. Er gebe ein Werk nun mit großem Vertrauen an Demis Volpi weiter.

Neumeier wird 2023 sein 50. Jubiläum am Hamburg Ballett feiern. Der Amerikaner war 1973 an die Staatsoper nach Hamburg gekommen. Damals war er der jüngste Ballett-Direktor Deutschlands. 1978 gründete Neumeier die Ballettschule des Hamburg Balletts, die im Herbst 1989 zusammen mit der Compagnie in ein von der Stadt Hamburg eingerichtetes Ballettzentrum zog.

Infos zum Hamburg Ballett

Infos zur Jubiläumsspielzeit

© dpa-infocom, dpa:221020-99-196100/3