Reutlingen.Stockdunkel ist’s, an diesem Wintermorgen um 4 Uhr, noch nicht einmal ein Vogel singt. Doch der GEA ist bereits unterwegs. Das heißt, unterwegs sind die derzeit 330 GEA-Zustellerinnen und Zusteller. Einer von ihnen ist Fabian Fetzer. Er nimmt einen Packen Zeitungen aus dem blau-weißen GEA-Transporter und beginnt seine Runde. Heute ist unter anderem. Sondelfingen dran. Fetzer arbeitet als »Springer« für unsere Zeitung. Er springt ein, wenn einer der »normalen« Zusteller Urlaub hat oder krank ist. Folglich sieht jeder Arbeitstag, wobei es eigentlich eine »Arbeitsnacht« ist, anders aus. »Meine Planung ist ganz spontan«, sagt Fetzer. Sondelfingen ist heute sein dritter Bezirk, zuvor war er schon in Nehren und Pfullingen. Frühestens können die Zusteller gegen 2 Uhr loslegen. Um 1.50 Uhr übernehmen die Auslieferungsfahrer die Zeitungen am Druckzentrum Neckar- Alb in Mark West und liefern sie an den mit dem Zusteller vereinbarten Ort. Gegen 3.30 Uhr sind alle Zeitungen in den Zustellbezirken. Um 6 Uhr sollten die Austräger die Arbeit beendet haben.
Am Wochenende mehr
Fabian Fetzer beginnt so früh wie möglich in den Bezirken, wo er die Urlaubsvertretung macht. Wenn sich jemand kurzfristig krank meldet, kann das Schichtende auch mal auf 8 Uhr fallen. »In einer ruhigen Nacht bin ich um 7 Uhr fertig«, so Fetzer. In Sondelfingen sind es an diesem Morgen 81 Zeitungen, die Fetzer den Abonnenten in den Briefkasten steckt. Das ist eher ein großer Bezirk. Es gibt kleine Bezirke, in denen es nur 15 GEA-Exemplare zu verteilen gibt. Am Wochenende sind es oft etwas mehr, weil viele nur dann noch die gedruckte Ausgabe lesen. Von wenigen Wochen im Sommer abgesehen, üben die Austräger ihren Job bei Nacht aus. Fabian Fetzer trägt daher eine Stirnlampe, zur Sicherheit. Er schaltet sie aber nur selten ein, denn in diesem Bezirk hat er seinen Job vor zwanzig Jahren begonnen und kennt ihn in und auswendig. Zudem tauchen in der Stadt die Straßenlaternen fast jedes Gässchen in helles Licht. Viele Häuser haben zudem einen Bewegungsmelder. Kommt der GEA, wird es hell. Göllesbergweg, Hagenweg, Grasbergweg – man hört’s, eine ruhige Wohngegend mit vielen Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Wege sind recht kurz. Auf dem Land, so erzählt unser Austräger, sind die Abstände zwischen den Häusern größer und die Wege länger. Allerdings nutzen dann viele seiner Kollegen das Auto oder das Fahrrad. Fetzer hat in seinem Sondelfinger Bezirk die optimale Route ausgetüftelt. Wenn er irgendwo unterwegs ist, wo er sich nicht so gut auskennt, findet er sich jedoch schnell zurecht. »Ich habe ein gutes Gedächtnis«, sagt er. Das hilft enorm. Natürlich verfügt er über die Listen mit den Abonnenten, die er sich auch auf sein Smartphone oder sein Tablet laden kann. Eine Software schlägt den Zustellern bei Bedarf auch die beste Route vor. Für die, die neu sind, ist das eine große Hilfe. Zu Fabian Fetzers Aufgaben gehört es, auch neue Leute einzulernen oder mal Interessenten mitzunehmen, die sich den Job ansehen wollen. Allerdings ist es für den Verlag nicht ganz einfach, gute Austräger zu finden. »Wir sind froh über jeden Bewerber«, so Fetzer.
Immer gut: das Wetter
Was den Job aufregend macht, was aber nicht alle so sehen, ist das Wetter. Ein sternenklarer Februarmorgen mit wenigen Minusgraden gilt als sehr gutes Wetter. Fetzer ist auch gerne bei Regen unterwegs. Ihm persönlich macht das nichts aus, nur die Zeitungen dürfen halt nicht nass werden. »Am Schlimmsten ist Glatteis«, sagt unser Zusteller. Auch der eine oder andere Hund, der hinter einer Haustür plötzlich losbellt, kann manchmal eine Schrecksekunde verursachen. Aber eigentlich ist »Zeitungszusteller« ein guter Job für Menschen, denen das frühe Aufstehen nichts ausmacht. Daher die Frage an Fabian Fetzer, wie er es eigentlich mit dem Schlafen hält. Wenn er zwischen 6 und 8 Uhr nach Hause kommt, kümmert er sich zunächst um die beiden Kinder, von denen eines in den Kindergarten, eines in die Schule geht. Seine Frau ist dann schon unterwegs zur Arbeit. Sind die Kinder versorgt, könnte er zwischen 9 und 12 Uhr eine Mütze Schlaf nehmen, bevor er das Mittagessen zubereitet. Im Moment bietet es sich an, mit den Kindern gegen 20 Uhr zu Bett zu gehen. Gegen 1.30 Uhr, wenn es noch stockdunkel ist und kein Vogel singt, beginnt der neue Arbeitstag.