Logo
Aktuell Forschung

Wissenschaft zum Lachen

Foto: Fotolia
Foto: Fotolia
Treffen sich zwei Rosinen in der Backstube. Plötzlich setzt die eine Rosine einen Helm auf. Fragt die andere: »Warum setzt du denn einen Helm auf?« Sagt die Rosine mit dem Helm: »Ich muss gleich noch in den Stollen.« Lustig? Menschen, die nicht darüber lachen können, dürfen sich auf die Forschung berufen. Denn dieser Witz verstößt gegen die Regel »Vermeide groteske Elemente«. Eine Empfehlung, die man beherzigen sollte, will man mit seinen Witzen einen möglichst großen Zuhörerkreis erreichen, sagen Experten, die sich viele Gedanken darüber machen, wann und worüber sich Menschen amüsieren.

Die Werbeindustrie etwa, die genau das möchte, hat eine Reihe Leitsätze erarbeitet, um möglichst niemanden mit ihrem Humor zu vergraulen. So finden sich Empfehlungen wie »Verwende Humor light«, »Vermeide schwarzen Humor und verletzenden Witz« oder »Überfordere den Zuhörer nicht, Witziges muss rasch verständlich sein«.

»Der Nachteil des Ganzen ist«, sagt Siegfried J. Schmidt, emeritierter Germanist und Experte für Kommunikationsforschung, »dass die heute gehandelten Leitsätze für Produzenten witziger Werbung oft nicht sehr tiefsinnig sind«. Mit anderen Worten: So richtig lustig wird es auf diese Weise nicht.

Schwarzer Humor kann nämlich durchaus witzig sein und auch bei sehr vielen Leuten richtig gut ankommen - solange man es nicht allzu sehr übertreibt. Über den folgenden Witz beispielsweise können viele Leute lachen, junge wie alte: Ein altes Ehepaar geht zum Anwalt und will sich scheiden lassen. Sagt der Anwalt: »Sie sind doch schon über 50 Jahre lang verheiratet, warum wollen sie sich denn jetzt scheiden lassen?« Sagt das alte Ehepaar: »Wir wollten warten, bis die Kinder tot sind.«

Es kommt natürlich auch immer auf die Situation an, in der dieser Witz erzählt wird. Auf einer Beerdigung sollte man vielleicht doch besser darauf verzichten. Aber wann können wir denn über Witze am meisten lachen? In lustigen Situationen natürlich, wie im Fasching beispielsweise, wo wir (oder zumindest viele von uns) sowieso schon in einer fröhlichen Grundstimmung sind. Der optimale Zeitpunkt lässt sich allerdings noch wesentlich genauer bestimmen, wie der Psychologe Richard Wiseman von der University of Hertfordshire in Großbritannien mit umfangreichen Befragungen und Computeranalysen herausgefunden hat: »Am lustigsten finden die meisten Menschen die Witze, die um 18.03 Uhr erzählt werden. Um 1.30 Uhr mitten in der Nacht hingegen können nur die wenigsten Leute über einen Witz richtig lachen.«

Auch das (zumindest statistisch) beste Datum für einen erfolgreichen Witz konnte der britische Psychologe ermitteln. »Es ist der 15. eines Monats. Am Anfang und auch am Ende des Monats können die Zuhörer nicht so sehr darüber lachen«, sagt Wiseman. Daher sein ultimativer Tipp: »Wer Menschen zum Lachen bringen möchte, der sollte seine Witze am 15. des Monats erzählen, und zwar möglichst um 18.03 Uhr.«

Wiseman fand aber noch mehr heraus: »Vor allem Tierwitze kommen überall auf der Welt gut an«, sagt der Witzexperte - und sogar das lustigste aller Tiere hat er identifizieren können: Es ist die Ente. Die Schlussfolgerung liegt für den Psychologen auf der Hand: »Möchten Sie einen Witz mit Tieren erzählen, dann lassen Sie eine Ente darin vorkommen.«

Demnach hat also folgende Scherzfrage gute Chancen auf richtig viele Lacher. Frage: »Was ist gelb, schwimmt auf dem See und fängt mit Z an«? Antwort: »Zwei Enten«. »Solche Witze funktionieren, weil sich die Erwartungen des Hörers eben gerade nicht erfüllen«, sagt Paul Rozin von der University of Pennsylvania.

Um die Erwartungen des Hörers mit der Pointe ad absurdum führen zu können, müssen diese selbstverständlich erst einmal geweckt werden. »Am besten eignet sich dazu die Dreierstaffelung nach dem Muster AAB«, erklärt Rozin. Mit anderen Worten heißt das: Eine Erwartungshaltung wird im ersten Teil des Witzes (das erste A) aufgebaut und in einem zweiten Teil des Witzes wiederholt bzw. nur leicht variiert (das zweite A), um sie dann im dritten Teil des Witzes mit der Pointe (B) erfolgreich eben gerade nicht zu erfüllen. In seinen Forschungen hat der Psychologe herausgefunden, dass Witze, die nach diesem Dreierschema AAB funktionieren, »signifikant lustiger sind« als welche nach dem Schema AB oder AAAB.

Ein Entenwitz, der diese Dreierstaffelung (AAB) zeigt, ist folgender: Kommt eine Ente in eine Drogerie und bestellt sich ein Bier. Sagt der Drogist: »Wir haben kein Bier«. Also geht die Ente mit gesenktem Haupt nach Hause. Am nächsten Tag betritt sie wieder die gleiche Drogerie und bestellt sich noch einmal ein Bier. Sagt der Drogist: »Also, mit dir reicht es mir jetzt. Wenn du dir hier noch einmal ein Bier bestellst, versohle ich dir den Hosenboden mit einem Teppichklopfer.« Die Ente geht mit gesenktem Haupt nach Hause. Am nächsten Tag erscheint sie wieder in der Drogerie und fragt: »Habt ihr Teppichklopfer?« Sagt der Drogist: »Nein, Teppichklopfer haben wir natürlich auch nicht!« Sagt die Ente: »Kein Problem, dann nehme ich ein Bier.«

Es geht aber auch noch einfacher und schneller, dann nämlich, wenn eine Erwartungshaltung gar nicht erst aufgebaut werden muss, sondern schon gleich von Anfang an vorhanden ist. Unser Erfahrungsschatz, unser Wissen und die Logik helfen uns dabei, Sachverhalte einzuschätzen und Vorhersagen zu treffen. Das ist auch bei Witzen und deren Pointen so. Passiert in einem Witz also etwas Unübliches oder Unlogisches, so werden unsere Erwartungen auf der Stelle ad absurdum geführt. So wie im folgenden Fall. Sagt ein Schaf zum Rasenmäher: »Määäh!« Antwortet der Rasenmäher: »Von dir lasse ich mir gar nichts befehlen!«

Eine ganze Witzgattung, könnte man sagen, funktioniert nach diesem Prinzip: die sogenannten »Chuck-Norris-Fakten«, die lange Zeit sehr beliebt waren und auch heute noch immer neue Anhänger finden. Im Mittelpunkt steht dabei der US-Schauspieler Chuck Norris, oder besser gesagt: die Rolle, die er in vielen seiner Filme spielt. In »Walker, Texas Ranger« etwa mimt er den harten Kerl und unbesiegbaren Kampfsportler derart übertrieben, dass er damit vor einigen Jahren schon den Spott des Fernsehmoderators Conan O’Brian auf sich zog. Der fand die Übertreibungen und Wirklichkeitsferne der Serie derart spaßig, dass er in seiner Sendung öffentlich darüber herzog, und begründete damit eine ganz neue Witzgattung, eben die sogenannten »Chuck-Norris-Fakten«, in denen Chuck Norris so allerlei Unmögliches und maßlos Übertriebenes nachgesagt wird.

»Chuck Norris ist ein derart harter Kerl. Der isst keinen Honig, der kaut Bienen« Chuck Norris selber übrigens kann durchaus auch über diese Witze lachen, wie er auf seiner Internetseite zugibt. Hier einige Beispiele: Chuck Norris ist ein derart harter Kerl, der isst keinen Honig, der kaut Bienen. Chuck Norris ist eigentlich vor zehn Jahren schon gestorben – der Tod hat sich aber bisher noch nicht getraut, es ihm zu sagen. Chuck Norris wurde kürzlich mit seinem Wagen geblitzt – beim Einparken. Wenn Monster schlafen gehen wollen, schauen sie zuerst unter dem Bett nach, ob nicht vielleicht Chuck Norris darunter liegt.

Derartige »Chuck-Norris-Fakten« gibt es inzwischen Hunderte - man muss nur bei Google »find chuck norris« eingeben. Einige sind ganz witzig, andere eher platt. Käme nun auch eine Ente darin vor, dann bräuchte man das Ganze nur noch am 15. des Monats erzählen, pünktlich um 18.03 Uhr, und es gäbe so richtig was zu lachen. (GEA)

Gelotologie und Lachyoga

Nicht nur Kommunikationsforscher und Psychologen beschäftigen sich mit dem Humor und seinen Wirkungen auf den Menschen. Es gibt eine ganze Wissenschaft, die sich nur darum kümmert: die Gelotologie.

Ihr Begründer ist der Psychiater William F. Fry, der 1964 an der Stanford-University über die Auswirkungen des Lachens auf den Körper zu forschen begann. Laut Michael Titze, Dozent an der Akademie für Individualpsychologie in Zürich und Vorsitzender von Humor-Care Deutschland, kann Lachen die Durchblutung verbessern und Schmerzen lindern. Wer herzhaft lacht, erhöht offenbar die Zahl der körpereigenen Abwehrstoffe, somit profitiert das Immunsystem. Endorphine werden ausgeschüttet, das ist gut gegen Stress. Allerdings ist die wissenschaftliche Datenlage noch dünn.

Wer das Leben nicht spaßig genug findet, kann es mit Lachyoga probieren. Bei dieser Yoga-Form wird das grundlose Lachen trainiert. Erfinder ist Madan Kataria, ein indischer Arzt. Die Lachyoga-Übungen sind eine Kombination aus Dehn- und Atemübungen, verbunden mit pantomimischen Übungen. Der Mensch soll über die motorische Ebene zum Lachen kommen; das anfangs künstliche Lachen soll so in echtes übergehen. An jedem ersten Sonntag im Mai feiert die Lachyoga-Bewegung den Weltlachtag. (wiki/sä)