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Teuer erkaufter Sieg

MAINZ. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei der Generalprobe vor der WM Selbstvertrauen getankt. Doch der 6:1 (0:0)-Sieg gegen Armenien 24 Stunden vor dem Abflug nach Brasilien wurde teuer erkauft. Am Tag, als die bisherigen Sorgenkinder Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger ins Team zurückkehrten, brachte Marco Reus Bundestrainer Joachim Löw ins Grübeln.

Marco Reus hat sich am linken Sprunggelenk verletzt und ist zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.  FOTO: DPA
Marco Reus hat sich am linken Sprunggelenk verletzt und ist zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden. Foto: dpa
Marco Reus hat sich am linken Sprunggelenk verletzt und ist zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.
Foto: dpa
Der schnelle Dortmunder verletzte sich in Mainz kurz vor der Pause nach einem Zweikampf, als er unglücklich aufkam, am linken Sprunggelenk und musste vom Platz geführt werden. Reus wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Sollte er länger ausfallen, wäre das ein schwerer Schlag für die deutsche Elf, denn zusammen mit André Schürrle und Thomas Müller ist Reus einer der bevorzugten Adressaten bei schnellen Spielzügen in die Spitze.

Reus hatte bis zu seinem Ausscheiden zwei Chancen zum Führungstreffer gehabt. Zunächst schob er Armeniens Schlussmann Roman Berezovsky den Ball zwischen den Füßen hindurch, doch Robert Arzumanyan rettete auf der Linie für den Weltranglisten-33. (12.). Knapp 20 Minuten später legte der glücklose Thomas Müller für Reus auf, aber der 25-Jährige scheiterte an Berezovsky. Die dritte Großchance der ersten Halbzeit ging auf das Konto von Schürrle.

Nach einer Maßflanke von Lahm ließ der Akteur des FC Chelsea per Kopf eine Riesenchance aus (9.). Da zudem Müller zwei Mal über den Ball säbelte (7., 23.), drückte sich die spielerische Überlegenheit noch nicht in Toren aus. »Wir hatten in der ersten Halbzeit wahnsinnig viel Ballbesitz, aber bei der Chancenverwertung hatten wir so unsere Probleme«, meinte Löw.

Dieses Manko beendete Schürrle an seiner früheren Wirkungsstätte aber mit einem Geniestreich. Nachdem der für Reus eingewechselte Lukas Podolski den Ball hart und flach nach innen geschlagen hatte, sandte Schürrle das Leder zur Begeisterung der Zuschauer mit dem Absatz ins Netz (52.). Löw: »Man hat gemerkt, dass wir nach zwei freien Tagen frischer waren.«

Großkreutz lässt Bein stehen

Wichtig war die Partie vor 27 000 Zuschauern vor allem im Hinblick auf die Verfassung der zuletzt verletzten Akteure. Philipp Lahm stand in der Anfangsformation, nahm wie zuletzt die Sechser-Position ein und gefiel mit Übersicht und Präsenz. Joachim Löw, dem vor der Partie von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zugesichert worden war, unabhängig vom Abschneiden in Brasilien im Amt zu bleiben, hatte dem zuletzt schwachen Mesut Özil einen Denkzettel verpasst, indem er ihn bis zur zweiten Halbzeit auf der Bank schmoren ließ. Özil deutete mit einem gelungenen Solo, bei dem er den Pfosten traf (65.), an, dass er verstanden hat, was die Stunde geschlagen hat.

Die Armenier kamen etwas überraschend zum Ausgleich. Zunächst vergab nach einer Stunde Edgar Manucharyan nach Vorarbeit des bis dahin sehr unauffälligen Dortmunders Henrikh Mkhitaryan. Wenig später ließ der eingewechselte Kevin Großkreutz völlig unnötig gegen Gevorg Ghazaryan das Bein stehen. Beim fälligen Elfmeter verlud Mkhitaryan seinen Dortmunder Teamkollegen Roman Weidenfeller im Tor (69.).

Das war das Zeichen für die Löw-Truppe, Gas zu geben. Nur zwei Minuten später stellte Podolski mit Links den alten Abstand her. Der Schalker Außenverteidiger Benedikt Höwedes legte nach, als er erst mit dem Kopf scheiterte, aber den Abpraller mit der Brust über die Linie drückte (73.). Das war noch nicht alles. Miroslav Klose, der nach derzeitigem Stand im nächsten Jahr seine Karriere beenden will, köpfte nach Podolski-Vorarbeit das 4:1 (76.) und avancierte damit zum alleinigen Rekord-Torschützen der Nationalelf. Mario Götze erhöhte mit einem Doppelpack auf 6:1 (82., 89.). Der Erlös des Benefizspiels kommt der DFB-Stiftung Egidius Braun, der Sepp-Herberger-Stifung, der Kulturstifung und der Bundesliga-Stiftung zugute. (GEA)