Logo
Aktuell Kultur

Stuttgarts Kultur unter dem Stern

Mercedes legt mit dem »Kulturkessel« ein einzigartiges Förderprogramm für die Landeshauptstadt auf

Rapper Cro tritt beim Konzertsommer vor dem Mercedes-Benz-Museum auf.  FOTO: LG
Rapper Cro tritt beim Konzertsommer vor dem Mercedes-Benz-Museum auf. FOTO: LG
Rapper Cro tritt beim Konzertsommer vor dem Mercedes-Benz-Museum auf. FOTO: LG

STUTTGART. Mercedes-Benz und Kulturförderung – da denkt man an den großen Auftritt. Jetzt überrascht der weltweit agierende Autobauer mit einem bisher einzigartigen Impulsprojekt für Stuttgart. Im Schulterschluss mit dem Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft hat man einen »Kulturkessel« aufgesetzt – verteilt über fünf Jahre fließen 6,5 Millionen Euro in 21 ausgewählte Kulturprojekte in Stuttgart.

Am Mittwochabend wurden diese in den Wagenhallen feierlich vorgestellt. Mit dabei waren auch Arne Braun (Grüne), Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, und Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). »Stuttgart«, betonte Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG für Integrität, Governance & Nachhaltigkeit, »ist beides: Autostadt und Kulturstadt. Mit unserer Unterstützung für den «Kulturkessel» möchten wir unseren Beitrag für eine vielfältige, innovative Kunstszene und eine lebendige Kultur in der Landeshauptstadt leisten.« Mit dem Kulturkreis der deutschen Wirtschaft habe man einen »kompetenten Partner für unser Engagement gefunden«.

Ein Partner, der mit seinen Aktivitäten ebenfalls eher in den obersten Ligen agiert. Den »Kulturkessel«-Schulterschluss für Stuttgart skizziert Kulturkreis-Geschäftsführer Rodger Masou , viele Jahre für das Festspielhaus Baden-Baden aktiv, so: »Ziel der Förderinitiative ist es, spartenübergreifend zur Zusammenarbeit zwischen Kulturschaffenden aus der freien Szene und etablierten Institutionen in Stuttgart anzuregen. Dies spiegelt sich klar in den Bewerbungen wider. Die eingereichten Projekte sind zum Großteil ein Ergebnis neuer Kooperationen aus festen Kulturinstitutionen und freier Szene.« In einem solchen Beispiel wollen Ida Liliom, Alisha Soraya und Melissa Schlecht »neue Zugänge zu den Schausammlungen des Landesmuseums Württemberg« erschließen – mit »Interventionen im Kontext Queerer Kulturgeschichte(n)«. »Queerness und lebendige Geschichte«, heißt es in der Projektskizze weiter, »sollen so im Museum sichtbar werden.«

Insgesamt 90 Bewerbungen zählten die »Kulturkessel«-Initiatoren nach der Ausschreibung am 1. Juli 2024. Begonnen aber hatte die Arbeit mit den Stuttgarter Kulturinitiativen und -einrichtungen schon vorher. »Um eine bestmögliche Passung mit der Stuttgarter Kulturlandschaft zu gewährleisten«, sagt Rodger Masou, »wurden alle interessierten Kulturakteure, einschließlich des Kulturamts, zu Infoabenden eingeladen.« Eine etwaige Parallelstruktur der Förderung, sagt Stuttgarts Kulturamtsleiter und »Kulturkessel«-Jurymitglied Marc Gegenfurtner, sei zu keiner Zeit ein Thema gewesen. Im Gegenteil – besonders interessant, so Gegenfurtner, sei gerade für die Akteure der freien Szene die »langfristige Förderung von bis zu fünf Jahren« gewesen. Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene.

Ausdrücklich sollten sich die »Kulturkessel«-Projekte an Jugendliche und junge Erwachsene in der Region Stuttgart richten – eine Zielgruppe, die, wie es in der Ausschreibung von 2024 heißt, »während der Pandemie einen eingeschränkten Zugang zu Kulturangeboten hatte«. Birgt die lange Laufzeit aber nicht auch die Gefahr eines frühen Ausplätscherns mancher Projekte? Kulturkreis-Geschäftsführer Rodger Masou sieht eher eine besondere Intensität. »In den kommenden fünf Jahren«, sagt Masou, »begleitet der Kulturkreis die Projekte bei der Umsetzung, ermöglicht Netzwerktreffen und misst die Wirkung der Initiative.« Passt all dies aber zu einem Sponsoring? Masou: »Es handelt sich ausdrücklich nicht um Sponsoring, sondern um eine Spende. Mercedes-Benz stellt einen Betrag in Höhe von 6,5 Millionen Euro über fünf Jahre zur Verfügung. Die Spenden gehen von Mercedes direkt an die Projekte, die von einer vom Kulturkreis eingesetzten Jury ausgewählt wurden.«

»Unser Ziel«, sagt Rodger Masou über die Initiativen des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, »ist, Unternehmen zu aktivieren, sich für Kultur zu engagieren.« Der Partner Mercedes-Benz und das Projekt »Kulturkessel« in Stuttgart könnten diesen Anspruch in besonderer Weise einlösen. Gespannt darf man etwa auf den Impuls »crack:s« sein. »Das Projekt«, heißt es in der Beschreibung des wesentlich von Iris Dressler, Direktorin des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, initiierten Vorhabens, »bespielt mit jungen Menschen durch Vor-Ort-Aktionen in der Innenstadt Räume, um marginalisierte Gruppen zu empowern und inklusive Kreativarbeit zu fördern.« (GEA)

KULTURFÖRDERUNG

Kulturkreis und Mercedes

Kulturkreis: Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. ist die traditionsreichste Institution für unternehmerische Kulturförderung in Deutschland. Mit den Beiträgen und Spenden seiner Mitglieder – darunter die führenden Unternehmen Deutschlands – fördert der Kulturkreis seit 1951 junge Künstler in den Bereichen Architektur, bildende Kunst, Literatur und Musik. Als bundesweites, unabhängiges Netzwerk vereint er kulturell engagierte Unternehmen, Wirtschaftsverbände, unternehmensnahe Stiftungen und Unternehmerpersönlichkeiten. Mercedes-Benz in der Region Stuttgart: Die Förderung des Kulturkessels ist Teil einer größeren Initiative von Mercedes-Benz. Insgesamt 24 Millionen Euro werden bis 2028 in der Region eingesetzt. In Soziales, Umwelt und Kultur fließt grob die Hälfte (12,5 Millionen Euro) in die gesellschaftliche Förderinitiative »Mittendrin – Chancen für morgen gestalten«. (GEA)