ENINGEN. Gustav Schwabs Ballade »Der Reiter und der Bodensee« war Thema beim jüngsten Mundartstammtisch des Schwäbischen Albvereins Eningen. Sie entstand im Jahr 1826 als Schwab Gymnasiallehrer war. 1837 übernahm er die Pfarrstelle in Gomaringen. In dieser Zeit schrieb er das Buch »Die Sagen des klassischen Altertums«.
Schwab nahm wohl den Ritt des Postvogts Andreas Egglisperger vom 5. Januar 1573 zum Anlass für das Werk. Es wurde zunächst in Hochdeutsch von Christoph Reiners und Hermann Walz gelesen
Föhnsturm beendete Schauspiel
Dagmar Hoffmann erzählte dann von der »Seegfrörne« im Winter 1962/63. Es war seit dem Jahr 875 das 30. Mal, dass der Bodensee zufror. Wissenschaftler nehmen an, dass dies, wegen der globalen Klimaerwärmung, nicht mehr vorkommen wird. Im Februar 1963 überquerten zehntausende Menschen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland den See. Autos fuhren, Sportflugzeuge starteten und landeten. Ein Föhnsturm beendete das Schauspiel mit meterhohen Eisbergen. Es folgte dann die schwäbische Übertragung der Ballade von dem Oberschwaben Hugo Brotzer, gelesen von Dagmar Hoffmann. Hier beginnt das Gedicht so: »En Reiter reitet durchs Schussatal, es schneiet stark, des ischt egal. Sein Gaul, der kempft sich dur dr Schnee, er moss heit no an Bodasee …«
Danach kam die Version nach dem Standbild von Peter Lenk in Überlingen und dem Schriftsteller Peter Handke, ebenfalls von Hugo Brotzer, gelesen von Hermann Walz. Auch in diesem Gedicht stirbt der Reiter am anderen Ufer vor Schreck, als er merkt, dass er über den mit Eis bedeckten See geritten war.
Aber auch 1963 gab es einen Reiter, nämlich Georg Stärr von Hagnau, der mit einem geliehenen Pferd an das Schweizer Ufer nach Münsterlingen ritt und dann die Schweizer Prozession mit der Reliquie der Johannesbüste nach Hagnau begleitete.
Besondere Versionen
Zum Schluss las Barbara Kärn-Wilk eine besondere Version des Ravensburger Mundartkünstlers Manfred Hepperle. Nach einer Pause las Susanne Zimmerer ihren in Mundart verfassten Leserbrief »Emmr hend’r äbbes zom bruddla«, den sie wegen der Kritiker an der neuen Stadthalle vor zehn Jahren geschrieben hat.
Mit viel Beifall wurde auch ihr Protesttext zum Thema Windräder in Verbindung mit dem Lichtenstein aufgenommen, in dem sie sich gegen den Begriff »Alter Steinhaufen« für das Schloss wehrte. Peter Eberl las Gedichte in seiner niederbayerischen Mundart mit viel Humor und Lebensweisheit. Eindrucksvoll war der Beitrag von Christoph Reiners, der die Dialektvielfalt als kulturelles Erbe der Muttersprache hervorhob.
Zum Schluss sangen alle die schwäbische Nationalhymne »Preisen mit viel schönen Reden«. Der vergnügliche wie auch tiefsinnige Abend wird in guter Erinnerung bleiben. (eg)