Engstingen.Zehn Uhr abends ist für Frühaufsteher eine gute Zeit, schlafen zu gehen. Dabei ist für erholsamen Schlaf weniger entscheidend, wie lange er dauert, sondern wie tief er ist. Dass guter Schlaf wichtig ist, weiß Jörg Freudemann, seit er eines Nachmittags auf dem Nachhauseweg in einen Sekundenschlaf fiel. Nach diesem Erlebnis ging er ins Schlaflabor, wo ihm erklärt wurde, wie essenziell für die Erholung – und damit die Leistungsfähigkeittags über – eine ungestörte Tiefschlafphase ist. Der Schreiner wurde so zusätzlich zum Experten für gesunden Schlaf. Gerne sind Kunden zum Probeliegen in den Ausstellungsraum auf der Haid eingeladen. Dabei wird geschaut, welche Körperpartien wie auf der Matratze angepasst sind. In Zusammenarbeit mit einem Schwarzwälder Matratzenhersteller setzt Freudemann auf Tellerroste aus Zirbenholz in Kombination mit dem Naturprodukt Latexmatratze. Anders als ein herkömmlicher Lattenrost gebe ein Tellerrost an jeder Stelle punktgenau nach, erklärt er. Die Wirbelsäule bleibt gerade, das sorgt für optimale Durchblutung und somit ungestörten Tiefschlaf.
Wohltuend
Und warum Zirbenholz? in Österreich und Südtirol hat die langsam und erst ab einer Höhe von 1.500 Metern wachsende Kiefernart eine lange Tradition. Viele Südtirol-Urlauber schwören darauf, dass das Edelholz mit seinen ätherischen Ölen für Wohlbefinden und ein angenehmes Raumklima sorgt. Studien belegen einen Blutdruck senkenden Effekt. Das Zirbenholz, das für Betten und Schränke verarbeitet wird, bezieht Freudemann direkt von einem Sägewerk aus Österreich.
Zur Fertigung der Tellerrohlinge nutzt der Vier-Mann Betrieb eine moderne CNC-Maschine. Mit ihr hatte sich der Betrieb zu einem Zulieferer für Industriebetriebe wie Alno und andere Küchenbauer entwickelt. Viele der ehemaligen Küchenbauer existieren nicht mehr und so konzentriert sich Freudemann wieder mehr auf die kreative Arbeit. Mit seinem Team stellt er handwerklich perfekte und solide Möbelstücke für alle Lebenslagen her. Ein zentraler Ankerpunkt im Alltag vieler Familien ist der Tisch, an dem alle zusammenkommen zum Essen, Reden, Spielen, Arbeiten. So ein Tisch muss einiges mitmachen und aushalten, daher verwenden Freudemann und sein Team gerne heimische Hölzer wie Esche, Erle, Buche, Eiche, Nuss oder auch Douglasie, die sich auch für passende Bänke, gerne mit abnehmbaren Rückenlehnen, eignen.
Kirsche aus dem Garten
Der Individualität sind kaum Grenzen gesetzt. Einmal musste ein Kunde einen großen Kirschbaum fällen und wollte ihm ein zweites Leben als Möbelstück schenken. Nachdem Freudemann ihn begutachtet und festgestellt hatte, dass der Stamm gerade gewachsen und gesund war, machte er ihn zunächst zu Leimholzplatten, dann zu einem Tisch. »Das ist dann etwas wirklich Einmaliges«, stellt Freudemann fest. Kunden sind immer gerne eingeladen, ihr Tischbild beim Legen selbst zu gestalten. Was ihn antreibt, sei die Freude am Holz und am Gestalten. Bereitwillig lässt sich Freudemann auch auf die Ideen von Designern ein und entwickelt Prototypen. Manche seiner Ideen – das Bröselbrett oder der Brotkasten aus Zirbenholz – haben es in Serie geschafft. Aus Freude am gemeinsamen Entwickeln ist beispielsweise ein Besprechungstisch für eine Zimmerei entstanden, mit einer Mulde für Strom- und USB Anschlüsse in der Mitte. Oder die Idee eines Bekannten zu einer Hundebox fürs Wohnzimmer – für den Fall, wenn Besucher mit Angst vor Hunden kommen oder ungestüme Kinder, vor denen sich der Hund lieber zurückzieht. Inzwischen ist die Idee soweit gediehen, dass Modelle mit Schiebetür geplant werden. »Gehen tut alles!«, sagt Freudemann. Dabei sind die CAD gestützten Zeichen- und Planungstools sehr hilfreich, mit denen Gesellin Hanna neue Ideen schnell veranschaulichen kann.