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Warum die Niederlage in Bremen kein Rückschlag für den VfB Stuttgart ist

Der VfB Stuttgart verliert am Sonntagmittag zum ersten Mal seit Januar in der Fußball-Bundesliga. Mit 1:2 hat das Team von Trainer Sebastian Hoeneß gegen Werder Bremen das Nachsehen. Warum diese Niederlage dennoch kein wirklicher Rückschlag ist.

Enttäuschte Gesichter beim VfB Stuttgart.
Enttäuschte Gesichter beim VfB Stuttgart. Foto: FrankPeters
Enttäuschte Gesichter beim VfB Stuttgart.
Foto: FrankPeters

BREMEN. Als hätte er mehr als eine leise Vorahnung gehabt. Sebastian Hoeneß, seines Zeichens Erfolgscoach beim VfB Stuttgart, hatte bereits auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor dem kommenden Gegner Werder Bremen gewarnt. Seinen großen Respekt vor den Norddeutschen, die seit Mitte Februar auf einen Sieg warteten, brachte der 41-Jährige wenige Minuten vor dem Anpfiff dann noch einmal am Dazn-Mikro scharfsinnig zum Ausdruck. Und der Sonntagnachmittag? Der sollte dem Stuttgarter Trainer sowas von Recht geben. Mit 1:2 (0:1) unterlag der Tabellendritte in Bremen und kassierte damit die erste Niederlage seit dem Rückrundenauftakt beim VfL Bochum im Januar. Die wichtigsten Punkte der Partie im Überblick.

- Effizienz sticht individuelle Klasse:
So in etwa lässt sich die Begegnung der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder zusammenfassen. »Die Bremer haben das an den Tag gelegt, was uns gefehlt hat: Effizienz und Genauigkeit«, betonte auch Hoeneß nach der Partie. Linksverteidiger und Neu-Nationalspieler Maximilian Mittelstädt wurde noch konkreter: »Wir haben am Anfang der Partie gute Torchancen gehabt. Wenn wir da eine davon reinmachen, kann das Spiel ganz anders verlaufen.« Treffend analysiert. Natürlich waren die Stuttgarter die tonangebende Mannschaft (62 Prozent Ballbesitz), doch »die erste Hälfte war eine unserer schwächsten Halbzeiten in dieser Saison«, kritisierte Angreifer Deniz Undav, der nach einem Doppelpack von Marvin Ducksch den Anschlusstreffer und das Tor zum 1:2-Endstand in der 71. Minute erzielt hatte. Er war es auch, der bereits nach fünf Zeigerumdrehungen mit einer hochprozentigen Chance am starken Michael Zetterer scheiterte.

Zwar präsentierten sich die Stuttgarter vor allem in den ersten 45 Minuten zu fehleranfällig und verloren viele Bälle, doch die Hausherren machten mit ihrer enormen Laufbereitschaft vor allem im Spiel gegen den Ball auch einen nahezu optimalen Job. Was dazu führte, dass der VfB nur selten den Weg ins letzte Drittel fand. Bitter dann in Hälfte zwei: 32 Sekunden nachdem Jamie Leweling im Eins-gegen-Eins-Duell am Bremer Keeper gescheitert war, netzte Ducksch in der 49. Minute im direkten Gegenzug mit seinem elften Saisontor zum vorentscheidenden 2:0 ein. Zweimal schoss das Team von Werder-Coach Ole Werner am Ende auf den Kasten von Alexander Nübel, zweimal war der Ball drin. Fußball kann manchmal so einfach sein. Und dennoch war der Sieg für die Bremer nicht unverdient.

- Kein Rückschlag:
Beim ersten Gedanken könnte man meinen, dass es sich um einen Rückschlag für die mittlerweile erfolgsverwöhnten Mannen aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt handelt. Es braucht jedoch nicht einmal einen zweiten prüfenden Blick, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass diese Annahme ein großer Trugschluss ist. Da wären einerseits die Dortmunder, die gegen den Meister und das Last-Minute-Monster aus Leverkusen in der 98. Minute noch den Ausgleich kassierten und so weiterhin sechs statt vier Punkte hinter dem VfB liegen. Andererseits gibt's da eine nicht ganz unrelevante »Ein-Jahres-Rangliste« des europäischen Fußballverbands Uefa. Diese bildet das sportliche Abschneiden in einer Punkterangliste ab und belohnt die zwei erfolgreichsten Ligen mit einem fünften Teilnahme-Platz für die Champions League. Weil gleich drei deutsche Vertreter im Halbfinale des Europapokals stehen und die Bundesliga quasi nur noch durch ein Wunder noch von der englischen Premier League eingeholt werden kann, steht im Prinzip fest, dass sich auch der Tabellenfünfte in Deutschland für die Champions League qualifiziert. Übersetzt: Der VfB Stuttgart steht bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit mindestens eineinhalb Beinen in der Königsklasse.

- Woltemade spielt vor:
Zwar ist noch nichts offiziell verkündet, es gilt allerdings als gesichert, dass Nick Woltemade im Sommer ablösefrei aus Bremen nach Stuttgart wechseln wird. Der 22-Jährige gilt als hochveranlagtes Sturmtalent, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. Apropos groß: Der 1,98 Meter lange Woltemade, der in der vergangenen Saison zum besten Drittliga-Spieler gewählt wurde (Leihe zur SV Elversberg), stand bei Bremen am Sonntag in der Startelf und legte vor den Augen seines künftigen Trainers einen auffälligen Auftritt hin. Wieder einmal wurde klar, dass das Bremer Eigengewächs ein extrem spannendes Paket (Größe, Dribbling-Qualitäten, Zug zum Tor) mitbringt. In gleich mehreren Situationen ließ Woltemade die VfB-Verteidiger mit seinen dynamischen Bewegungen alt aussehen. Die Stuttgarter haben sich mit ihm einen Rohdiamanten an Land gezogen, der bei idealem Schliff in Zukunft richtig begeistern könnte. (GEA)