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Aktuell Interview

Trainer Gerstlauer vom VfL Pfullingen: Unsere Abwehr-Spielweise wird sich ändern

Vor dem Saisonstart der Pfullinger Drittliga-Handballer am Samstag, 7. September (20 Uhr), in der Kurt-App-Halle gegen den TuS Fürstenfeldbruck spricht der neue VfL-Trainer Fabian Gerstlauer im GEA-Interview über seine Pläne, den Verein und seine Arbeit mit der Mannschaft.

Fabian Gerstlauer, der neue Trainer des Drittligisten VfL Pfullingen.
Fabian Gerstlauer, der neue Trainer des Drittligisten VfL Pfullingen. Foto: Frank Pieth
Fabian Gerstlauer, der neue Trainer des Drittligisten VfL Pfullingen.
Foto: Frank Pieth

PFULLINGEN. »Ein großer Umbruch birgt immer Chancen, ist aber definitiv eine große Herausforderung«, sagt Fabian Gerstlauer im GEA-Interview. Der 41 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber übernahm von Florian Möck den Trainerjob beim Handball-Drittligisten VfL Pfullingen.

GEA: Am 3. Mai 2025 bestreitet der VfL sein letztes Saisonspiel in Oppenweiler. Welche Schlagzeile würden Sie gerne nach dieser Partie lesen?

Fabian Gerstlauer: Das ist ein Schauen in die Glaskugel. So weit nach vorne blicke ich noch nicht. Doch wenn wir mit der Mannschaft ein gutes Gesamtergebnis erzielen und mit der Entwicklung der vielen jungen Spieler positiv erwähnt werden, dann bin ich schon zufrieden. Derzeit will ich kein Platzierungsziel ausgeben. Wir schauen nicht nach einem Tabellenplatz, sondern nach unserer Entwicklung. Wir haben ja nicht nur im Kader einen großen Umbruch, sondern in puncto Spielweise und Spielidee, die bei mir vor allem in der Abwehr schon etwas anders ist als bei meinen Vorgängern.

»Wir müssen am Ist-Zustand arbeiten und mit dem Team etwas entwickeln«

GEA: Am vergangenen Wochenende, als Pfullingen spielfrei hatte, ging es in der 3. Liga mit einigen Überraschungen los...

Gerstlauer: In der Tat gab es zum Auftakt einige Überraschungen, wie die 25:40-Niederlage von Neuhausen in Fürstenfeldbruck und die 24:27-Niederlage von Oppenweiler bei den Rhein-Neckar Löwen II. Wir haben ein schweres Auftaktprogramm mit den Spielen gegen Fürstenfeldbruck, in Pforzheim/Eutingen, gegen Aue, in Neuhausen und in Plauen. In diesen Spielen werden wir sehen, wo wir stehen. Wir müssen allerdings weniger in die Ferne schauen, sondern am Ist-Zustand arbeiten und mit dem Team etwas entwickeln. Natürlich müssen wir auch darauf achten, dass wir mit unseren Ergebnissen zufrieden sind.

GEA: Wie zufrieden sind Sie mit den Vorbereitungsspielen?

Gerstlauer: Wir lieferten zwei gute Testspiele ab - beim 28:28 gegen Kornwestheim und bei der 28:29-Niederlage gegen Oppenweiler. In beiden Begegnungen befanden wir uns gegen Liga-Rivalen auf Augenhöhe. Nun müssen wir schauen, dass wir im Punktspielbetrieb unseren Mann stehen, dass sowohl die neuen als auch die alten Spieler die neuen Abläufe verinnerlichen.

»In der Vorbereitung haben wir viel an der Deckungsarbeit gefeilt«

GEA: Sie sprechen von taktischen Veränderungen. Auf welche Spielweise darf sich der Pfullinger Anhang einstellen?

Gerstlauer: Die Abwehr-Spielweise wird sich ändern. Sie ist am Gegner orientiert, soll aber auch einen Stempel von uns haben. Wir agieren sehr ballorientiert, sehr ballgewinnorientiert. Das bedeutet, dass wir in der Abwehr einen sehr hohen Aufwand betreiben müssen. Das ist die grundlegendste Veränderung. In der Vorbereitung haben wir viel an der Deckungsarbeit gefeilt, damit wir stabil sind. Meine Spieler sollen in der Abwehr eine variable, harte und clevere Spielweise praktizieren. Und im Angriff wollen wir erreichen, dass jeder Spieler mit Ball Verantwortung übernimmt.

GEA: Beim VfL war über viele Jahre hinweg personelle Kontinuität Trumpf. Nun gab es einen Radikalumbruch. Mit Lukas Fischer, Felix Zeiler, Nils Röller, Jannik Hausmann und Julian Mühlhäuser haben fünf Leistungsträger den Verein verlassen. Auf der anderen Seite stehen sechs Zugänge. Sie stehen vor einem Neuanfang...

Gerstlauer: Ein großer Umbruch birgt immer Chancen, ist aber definitiv eine große Herausforderung. Pfullingen hatte in den vergangenen Jahren einen starken Drittliga-Kader. Da ist nun Qualität herausgebrochen, doch das Gute ist, dass ich eine gute Basis vorgefunden habe, auf die sich aufbauen lässt. Der Umbruch bedeutet natürlich viel Arbeit. Dabei möchte ich die Spieler unterstützen.

»Wir befinden uns in keinem Wunschkonzert«

GEA: Welchen der fünf Spieler, die den Club verlassen haben, hätten Sie denn gerne noch im Aufgebot?

Gerstlauer: Mit solchen Dingen beschäftige ich mich nicht. Ich freue mich, mit den Spielern zu arbeiten, die mir zur Verfügung stehen. Wir befinden uns in keinem Wunschkonzert.

GEA: Wie schauen Sie auf die Vorbereitung zurück?

Gerstlauer: In der zweiten Phase haben wir deutliche Fortschritte in der Abwehr gemacht. In der Wettkampfphase müssen wir uns allerdings von Spiel zu Spiel weiterentwickeln. Wir müssen ruhig und geduldig bleiben.

GEA: Wie würden Sie sich als Trainertyp beschreiben?

Gerstlauer: Ich bin sehr emotional dabei. Ich betrachte mich als Unterstützer der Spieler. Für mich ist wichtig, dass sich der Spieler in den Dienst der Mannschaft stellt. Mein Hauptziel und Bestreben ist immer, dass sich der Spieler entwickelt.

»Simon Tölke hat sich bei mir gemeldet«

GEA: Sie wurden bereits Anfang Januar als neuer Trainer des VfL Pfullingen präsentiert. Wie kam es zu Ihrem Wechsel von der SG H2Ku Herrenberg nach Pfullingen?

Gerstlauer: Simon Tölke, der Sportliche Leiter des VfL, hat sich bei mir gemeldet. Bei Herrenberg war schon frühzeitig klar, dass ich nach fünf Jahren am Ende der Saison aufhören werde. Ich kam 2015 nach Herrenberg und war in den ersten vier Jahren Jugend-Koordinator. 2019 übernahm ich die erste Mannschaft in der Oberliga. Wir wollten in Richtung 3. Liga gehen. Zu Beginn meiner Amtszeit hatten wir einen großen Umbruch. In meinem dritten Jahr wurden wir Dritter. Leider war ein finanzieller Mehraufwand zur Verbesserung des Kaders nach diesem Ergebnis nicht möglich. Auch aus Coronagründen.

GEA: Wie gut kennen Sie die 3. Liga?

Gerstlauer: (lacht) Das wird sich zeigen. In Herrenberg war es so, dass ich nach fünf Jahren fast jeden Spieler gekannt habe. In der 3. Liga kenne ich aktuell noch nicht jede Mannschaft. Ich habe deshalb eine intensive Arbeit vor mir. Ein großer Teil meiner Mehr-Arbeit geht in die Gegner-Analyse. Gegenüber der Oberliga ist es so, dass die Spieler in der 3. Liga eine höhere Qualität haben und deshalb bessere Entscheidungen treffen.

»Im Umfeld kenne ich natürlich noch nicht alle Leute«

GEA: Sie haben jetzt einige Wochen in Pfullingen hinter sich. Wie sind Ihre bisherigen Eindrücke vom VfL?

Gerstlauer: Die Arbeit mit dem Team macht Spaß. Im Umfeld kenne ich natürlich noch nicht alle Leute. Das ergibt sich sicherlich an den Spieltagen. Prinzipiell ist es schön, dass der VfL Pfullingen attraktiven Drittliga-Handball vor so vielen Zuschauern bieten kann. Mit Simon Tölke haben wir einen Sportlichen Leiter, der eine Idee umsetzen will.

GEA: Am 12. Mai 2014 war im GEA zu lesen: »Fabian Gerstlauer war für die Pfullinger nur schwer zu stoppen - er kam am Ende auf neun Tore.« Sie verloren damals mit dem TV Flein das Oberligaspiel in der Kurt-App-Halle mit 20:36. Wissen Sie noch, wer vom jetzigen VfL-Team damals schon dabei war?

Gerstlauer: Das weiß ich nicht mehr. Wir haben uns in der Kabine auch schon über diese Zeit ausgetauscht, konnten uns aber nicht mehr genau daran erinnern.

GEA: Der jetzige Kapitän Lukas List war damals schon dabei. Er erzielte in diesem Spiel sechs Tore, davon vier Siebenmeter. Und im Tor stand Simon Tölke. (GEA)