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Punkteteilung bei Königsklassen-Rückkehr in Stuttgart

Nach mehr als 14 Jahren ertönt in Bad Cannstatt wieder die mythische Champions-League-Hymne. Doch nach dem 1:1 gegen Sparta Prag ist nach dem Gänsehautmoment vor dem Anpfiff am Ende auch eine gewisse Enttäuschung beim VfB Stuttgart zu spüren.

Hat gegen die gut organisierte Hintermannschaft von Sparta Prag keinen leichten Stand: Stuttgarts Angreifer Deniz Undav.
Hat gegen die gut organisierte Hintermannschaft von Sparta Prag keinen leichten Stand: Stuttgarts Angreifer Deniz Undav. Foto: Frank/Eibner
Hat gegen die gut organisierte Hintermannschaft von Sparta Prag keinen leichten Stand: Stuttgarts Angreifer Deniz Undav.
Foto: Frank/Eibner

STUTTGART. Die mythische Champions-League-Hymne hat nach mehr als 14 Jahren ihren Weg tatsächlich wieder nach Bad Cannstatt gefunden. Schon kurz vor dem Anpfiff herrschte in der Stuttgarter MHP-Arena Gänsehaut pur. Wo vor 16 Monaten noch der pure Bundesliga-Überlebenskampf in der Relegation gegen den Hamburger SV stattfand, da durfte der VfB Stuttgart am Dienstagabend beim Hochglanzprodukt des Fußballs sein Können unter Beweis stellen. Wie schnell sowas gehen kann. So absurd das Ganze immer noch wirken mag, so »spürbar war aber eine gewisse Enttäuschung«, wie es VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nach dem 1:1 (1:1)-Remis in der Königsklasse gegen den tschechischen Double-Sieger Sparta Prag zusammenfasste.

Damit ist amtlich, was eigentlich schon vor der Partie jedem hätte klar sein müssen: In der Champions League gibt es keine leichten Gegner. »Es ist einfach Fakt, dass Prag eine gute Mannschaft ist. Das habe ich auch schon im Vorfeld gesagt. Und zwar nicht, um den Gegner künstlich stark zu machen«, erklärte Hoeneß mit Blick auf die Tschechen, die zum Ligaphasen-Auftakt vor zwei Wochen Red Bull Salzburg mit 3:0 überrollten, weiter. Diesen Worten pflichtete Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth grundsätzlich bei. Dennoch habe es sich es so angefühlt, »als ob ein bisschen mehr drin gewesen wäre«, betonte der 45-Jährige.

Prag mit doppeltem Alu-Pech

Nach sieben Minuten sah es zunächst zumindest so aus, als würde alles den von vielen erwarteten Gang nehmen. Die bereits vierte Pflichtspielvorlage in Folge von Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt verwertete der flexibel agierende Mittelfeld-Feingeist Enzo Millot, über den wieder einmal nahezu alle gefährlichen Stuttgarter Offensiv-Aktionen liefen, mit seinem bereits dritten Treffer in Serie nahe des Fünf-Meter-Raumes per Kopf. Man könnte auch fragen: Was kann der Franzose, der von Sky-Experte Didi Hamann vor wenigen Tagen als »aktuell wahrscheinlich bester Bundesliga-Spieler« bezeichnet wurde, eigentlich nicht?

Geschockt zeigten sich die physisch extrem starken Prager, bei denen gleich acht verschiedene Nationalitäten in der Startelf standen und die über die Außenbahnen immer wieder schnelle Nadelstiche setzten, aber nicht. Erst setzte Verteidiger-Talent Martin Vitik nach einer scharfen Freistoßflanke den Ball per Kopf an den Pfosten (13.). Dann brachte Teamkollege Kaan Kairinen die MHP-Arena zum Schweigen und den bis auf den letzten Platz gefüllten Gäste-Block zum Ausflippen (32.). Der finnische Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, der bereits im Alter von 15 Jahren in Finnlands erster Liga debütierte, knallte einen Freistoß aus rund 25 Metern perfekt ins rechte obere Eck. Ein Traumtor. Sieben Minuten später stellte Flügelspieler Veljko Birmancevic die Partie dann beinahe komplett auf den Kopf. Doch wieder war es Alu-Pech. Der serbische Nationalspieler - vergangene Saison mit 35 (!) Torbeteiligungen der überragende Mann bei Sparta - sprang zwei Etagen höher als die VfB-Verteidiger und köpfte aus sechs Metern an die Querlatte.

Nur wenige Torschüsse haben das Potenzial für mehr

Mit anderen Worten: Die Stuttgarter hätten sich nicht über einen Pausenrückstand beschweren dürfen. Die Hoeneß-Elf tat sich gegen die tiefstehenden, sehr laufstarken und gut organisierten Tschechen schwer, in die gefährlichen Räume zu kommen. Auch wenn das im zweiten Durchgang, in dem der VfB in mehr als 70 Prozent der Fälle den Ball hatte, besser werden sollte: So richtig gefährlich wurden die Stuttgarter in den meisten Fällen am Ende aber nicht. Zwar blickte der VfB insgesamt auf 27 Schüsse, nur elf davon fanden ihren Weg jedoch auf das Gehäuse des dänischen Prag-Keepers Peter Vindahl. Und nur wenige »offizielle« Torabschlüsse fanden sich darunter, denen man tatsächlich das Potenzial für mehr zuschreiben würde.

Wurde es hingegen mal so richtig aussichtsreich, dann trafen die Stuttgarter häufig die falsche Entscheidung. So zum Beispiel der ansonsten wieder stark aufspielende Millot, der nach 48 Minuten vor dem Tor nur zum mitlaufenden und gegen Prag blass gebliebenen Deniz Undav querlegen hätte müssen. Und so spannt sich der Bogen wieder zu VfB-Sportvorstand Wohlgemuth. Mit einem Ticken mehr an Überzeugung und vor allem einer besseren Entscheidungsfindung wäre am Dienstagabend tatsächlich ein bisschen mehr drin gewesen. »Den Punkt nehmen wir mit«, sagte der gebürtige Berliner gleichzeitig aber auch. Wie viel dieser Zähler in der neuen Ligaphase am Ende wirklich wert ist, ist derzeit noch nicht abzusehen. (GEA)